TOE TO TOE SPEZIAL
Der neue Fight-Talk auf fight24.tv geht in die nächste Runde, diesmal mit Gast!
Der Deutsch-Grieche Alexander Rigas aus Weilheim steht mir im BC Mariposa im Interview Rede und Antwort.
Ein interessanter Einblick in das Leben, das Mindset und die Karriere des aufstrebenden Profiboxers.
Für alle Fight-Fans ein Muss, für alle die es werden wollen auch.
Donnerstag 21 Uhr auf dem Youtube Kanal von fight24.
ROMAN HORSCHIG
Roman Horschig arbeitet mit absoluter Leidenschaft als Sportkommentator, Stadionsprecher und Moderator in ganz Deutschland. Mit seinem großen Enthusiasmus für den Sport macht er auch Ihr Event zu einem absoluten Erlebnis. Versprochen.
Reinhören und gleich anfragen:
NUMMER EINS BITTE VORTRETEN
Mit freundlicher Unterstützung von Tim Yilmaz und dem Mariposa Boxing Club und powered by TOE TO TOE.
Der März ist ein historischer Monat für das britische Profiboxen. Erstmals in der Geschichte des Faustfechtens sind drei Briten auf den ersten drei Plätzen der Ring Magazine Top 10 Rangliste im Schwergewicht. Während über den dritten Platz von Dillian Whyte noch diskutiert werden kann, sind die ersten beiden Gentleman derzeit außer Frage die besten ihres Fachs. Tyson Fury und Anthony Joshua, sind in der Reihenfolge, für viele Boxexperten die absolute Elite im Profiboxgeschäft. Beide sind Briten, beide sind Klitschko-Bezwinger und beide sind aktuell amtierende Weltmeister. Das sind aber wahrscheinlich schon alle Gemeinsamkeiten die man zwischen den beiden charismatischen Engländern ausmachen kann.
Während Fury in der Vergangenheit fast genauso häufig durch seine Eskapaden wie durch seine boxerischen Erfolge aufgefallen ist, nimmt man Joshua als Strahlemann wahr dessen Lächeln aus einer Zahnpastawerbung stammen könnte. Trotz seiner ebenfalls teilweise kriminellen Vergangenheit hat er ein Image das sauberer kaum sein könnte. Nachdem die beiden Giganten zuletzt ihre härtesten Widersacher aus dem Weg geräumt haben, scheint die Zeit für den direkten Vergleich gekommen. Die gesamte Boxwelt wünscht sich nichts mehr, als den Gypsy King und AJ im selben Seilgeviert zu sehen. Doch werden die Interessen der Promoter und der Branche, die so oft den Takt des Schwergewichtsboxens vorgeben diesen Mega-Fight möglich machen? Die Antwort wird die Zeit bringen. Bis dahin analysieren wir ein mögliches Match-Up der amtierenden Weltmeister im Detail und stellen die wohl relevanteste hypothetische Frage im Boxsport: Tyson Fury gegen Anthony Joshua – Wer würde gewinnen?
DER MANISCHE KÖNIG
Ich kämpfe für alle die hinter mir stehen, all die Menschen mit psychologischen Problemen oder Süchten. – Tyson Fury
Der Gypsy King wird am 12. August 1988 in Manchester geboren und wächst in einer Familie der Irish Travellers auf. Eine raue Kindheit und ein früher Abgang von der Schule sind in diesen Kreisen Standard. Genauso wie das Kämpfen und sich regelmäßig den Schwierigkeiten des Lebens zu stellen. Mit dem Boxen beginnt Fury mit 14 Jahren und sein Talent wird schnell erkannt. Einer kurzen und semi erfolgreichen Amateurkarriere folgt das Profidebüt des 2,06m Riesen im Dezember 2008. Als Preisboxer räumt Fury einen Gegner nach dem anderen aus dem Weg, unter anderem zweimal Dereck Chisora und den ehemaligen Cruisergewichtskönig Steve Cunningham. Sein Ringresüme wäre vermutlich noch eindrucksvoller, wenn die geplanten Duelle mit dem damals sehr stark eingeschätzten David Haye nicht geplatzt wären. Im November 2015 stellt Fury dann schließlich den unumstrittenen Schwergewichts-König Wladimir Klitschko und demontiert ihn vor eigenem Publikum in Düsseldorf. Trotz seines großen Sieges fällt der Gypsy King danach in eine tiefe Depression und verliert alle seine WM-Gürtel. Wie Phoenix aus der Asche steigt er 2018 wieder auf und fordert nach zwei Aufbaukämpfen den amtierenden WBC-Champion Deontay Wilder heraus. Der Kampf in Los Angeles endet mit einem knappen Unentschieden. Im Februar 2020 kommt es zum Rematch und Fury dominiert den Amerikaner nach Belieben. Der lineare Weltmeister ist nun auch Träger des WBC und Ring Magazine Gürtels. Von den meisten Experten wird er zurzeit als die klare Nummer Eins der Schwergewichtsszene angesehen. Er ist ein absoluter Ausnahmeboxer mit überragendem Jab und exzellentem Timing. Er bewegt sich im Ring so geschmeidig wie nahezu kein Schwergewicht vor ihm. Fury würde, Stand heute, bei allen Buchmachern als Favorit in das Duell gegen Joshua gehen.
DER GYPSY KING WIE ER LEIBT UND LEBT
STRAHLEMANN
Vom Nacken aufwärts ist der Ort wo Du einen Kampf gewinnst oder verlierst. Es ist die Kunst des Krieges. Überleg Dir eine Strategie und dann folge ihr. – Anthony Joshua.
Anthony Oluwafemi Olaseni Joshua wird am 15. Oktober 1989 in Watford geboren. Trotz guter Kindheit ist der junge Mann in einige kriminelle Delikte verwickelt, Boxen hilft ihm diese vergessen zu machen. Im Alter von 18 Jahren beginnt der talentierte Brite mit dem Faustkampf und macht sich schnell einen Namen in der Amateurszene. 2011 gewinnt er bei der Weltmeisterschaft in Baku die Silbermedaille, nur um 2012 noch einen drauf zu setzen. Joshua gewinnt Gold bei den Olympischen Spielen im Superschwergewicht in seiner Heimatstadt London, der größtmögliche Triumph in der Karriere eines Amateurboxers. Von da an ist er ein Star in seinem Heimatland und wird Profi.
Und auch hier räumt der 1,98 Meter große Hüne auf. In seinem fünfzehnten Profikampf revanchiert er sich für eine seiner wenigen Niederlagen als Amateur beim heutigen Top-Schwergewicht Dillian Whyte. Er schickt den ehemaligen Kickboxer in Runde sieben auf die Bretter. Bereits in seinem 16ten Profikampf erobert Joshua den Weltmeistergürtel der IBF vom damals ungeschlagenen Amerikaner Charles Martin. Nur zum Vergleich: Muhammad Ali brauchte 20 Kämpfe bis zu seinen ersten WM-Ehren, Mike Tyson gar 28 Gefechte. Joshua kämpft auf der Überholspur. Sein Sieg im Vereinigungskampf gegen Joseph Parker 2018 bricht in England alle Pay-per-View Rekorde, bei seinem Triumph gegen die Legende Wladimir Klitschko knapp ein Jahr zuvor zeigt er starke Nehmerqualitäten. Als er dann auch noch dem Russen Alexander Povetkin die erste K.O Niederlage in dessen Karriere zufügt, scheint der Brite durch nichts und niemanden mehr zu stoppen zu sein. Einziger Kritikpunkt scheint ein einfach nicht zustande kommender Fight mit dem damaligen WBC-Champion Deontay Wilder. Joshua gibt sein USA-Debüt stattdessen gegen Andy Ruiz jr, der ihn extrem überraschend und auf spektakuläre Weise ausgeknockt. Ruiz ist kurzfristig für den Kampf eingesprungen und stellt den Modellathleten aus England vor große Probleme, viele Experten setzen auch im Rückkampf 2019 auf einen Sieg des Mexikaners.
Doch Joshua weist seinen Gegner und alle Kritiker in die Schranken. Im sofortigen Rematch dominiert er den Mexikaner, und holt sich seine Gürtel zurück. Diese Leistung ist aus vielen Gründen nicht hoch genug einschätzen. Zum einen hat Joshua seinen Boxstil komplett umgestellt und boxt gegen den Mexikaner viel im Rückwärtsgang. Das führt dazu, dass der Mann aus Watford nahezu alle Runden bei den Kampfrichtern gewinnt. Eine Fähigkeit, die ihm kaum jemand im Boxzirkus zugetraut hätte. Zum anderen schlägt Joshua den Mann, der ihm seine erste Niederlage als Profi zugefügt hat im direkten Rematch. Eine Leistung, die in den letzten 50 Jahren kein Schwergewichtsweltmeister vollbracht hat. Joshua hat all seine Zweifler Lügen gestraft, hat den schwerst möglichen psychologischen Druck im Profisport ausgehalten und sich eindrucksvoll zurückgemeldet. Selbst Schwarzenegger wäre stolz auf so eine Rückkehr. Aber ist der Mann mit den nigerianischen Wurzeln auch gut genug für Tyson Fury?
AJ DEKLASSIERT RUIZ IM CLASH OF THE DUNES
DER VERGLEICH
Joshua ist zu 100% nicht gefährlich, er ist ein Kuschelbaby. Wie soll ich an ihn glauben wenn er schon von Andy Ruiz Jr. ausgeknockt wurde? – Tyson Fury
Die beiden Schwergewichts-Kings sind beide vertraglich noch an andere Gegner gebunden. Joshua muss als nächstes gegen den IBF-Mandatory Kubrat Pulew ran, Tyson Fury steht die dritte Auflage mit seinem Tanzpartner Deontay Wilder bevor. Doch hinter den Kulissen wird bereits über einen Mega-Fight der beiden verhandelt. Wir vergleichen die beiden Kolosse in allen boxerisch relevanten Kategorien um herauszufinden, wer als Favorit in den Traumkampf gehen würde.
TRAINER
Die bedeutendsten Männer und Frauen sind diejenigen, die sich selbst vergessen, wenn sie an andere denken und ihnen dienen. – Robert McCracken
Vor seinem letzten Kampf gegen Deontay Wilder trennte sich Fury von seinem Trainer Ben Davison, der ihn von seinem Comeback im Sommer 2018 bis hin zu Beinahe-Titelehren geführt hatte. Im letzten Wilder Gefecht stand dann Javan “Sugar” Hill in seiner Ecke, der Neffe des vielleicht größten Boxtrainers der letzten 30 Jahre Emmanuel Steward. Ein Wechsel, der sich absolut ausgezahlt hat. Fury war gegen Wilder in überragender Form und überzeugte mit neuem aggressivem Boxstil. Der Trainer aus dem Kronk Gym in Detroit ist sofort zum Gypsy King durchgedrungen. Der Brite hat den Stil des Kronk Gym verinnerlicht und scheint in der Verfassung seines Lebens zu sein.
Anthony Joshua hat sich in seiner Karriere noch nie Gedanken über seine körperliche Form machen müssen, der Mann aus Watford würde auch als Bodybuilder durchgehen. Er wird seit seinem Profidebüt von Robert McCracken trainiert, der auch schon Carl Froch zum Weltklassemann geformt hat. Der Brite stand auch schon bei Joshuas Olympiasieg in dessen Ecke, ist langjähriger Wegbegleiter des Spätstarters. Trotz der heftigen Niederlage gegen Ruiz hielt Joshua an McCracken fest, was sich ausgezahlt hat. Joshua hat mit seiner Hilfe einen für ihn völlig neuen Box-Stil in verdammt kurzer Zeit exzellent adaptiert. Außerdem ist der erfahrene Trainer mit der Hauptgrund warum es im englischen Boxen gerade so gut läuft, er betreut seit zehn Jahren das britische Olympia-Team.
Beide Boxer haben exzellente Trainer in ihren Ecken. Mit der hohen Qualität und der Mentalität von Javan Hill kann Robert McCracken locker mithalten. Daher gibt’s in der Kategorie Trainer ein Unentschieden.
Fazit: Remis
ROBERT MCCRACKEN HAT NUR EINEN GEDANKEN ZU AJ VERSUS FURY
ERFAHRUNG
Es ist mir egal wie viel Geld ich verdiene, es geht um die Liebe zum Duell Mann gegen Mann. Im Ring fühle ich mich zu Hause, ich liebe den Einlauf und den Trash Talk. Hier bin ich der König. – Tyson Fury
Tyson Fury boxt seitdem er 14 Jahre alt ist, dazu ist er in einer Umgebung des Kämpfens groß geworden. Schon vor seinem ersten Training in einem Boxclub ist er Raufereien gewohnt. Sein Profidebüt gibt er bereits 2008, und hat heute bereits 31 Kämpfe auf dem Buckel. Von den Zahlen her, ist der Gypsy King seinem nigerianisch stämmigen Kontrahenten eindeutig überlegen. Joshua beginnt erst mit 18 mit dem Faustkampf, gibt sein Profidebüt gar erst 2013. Doch wie wir wissen ist Erfahrung peripher.
Zum Einen hat stand Joshua während seiner Amateurkarriere in bedeutenderen Gefechten als der Gypsy King und hat sich dort bewährt. Er hat dort den größtmöglichen Titel gewonnen. Zum Anderen kann er die Erfahrung aufweisen von einer, vor allem psychologisch, heftigen Niederlage im Boxring zurückzukehren und zu triumphieren. Auch wenn man den Umstand, dass Fury als Profi noch ungeschlagen ist, ihm nicht zum Nachteil machen kann, hat Joshua hier trotzdem wertvolle Erfahrungen gemacht und ist als Boxer gewachsen. Das Ringresüme der beiden schenkt sich ebenfalls nahezu nichts, sodass wir auch in dieser Kategorie auf ein Unentschieden kommen.
Fazit: Remis
PSYCHE
Mach Dir keine Gedanken über Erfolg. Mach Dir Gedanken was Du heute und morgen tust. Der Erfolg wartet auf Dich. – Anthony Joshua
Joshua verfügt über eine unglaubliche mentale Stärke. Von einer Niederlage, wie der gegen Ruiz, in so beeindruckender Manier zurückzukehren zeigt aus welchem Holz der Mann aus Watford geschnitzt ist. Dazu hat er sich von nichts und niemandem während seiner Karriere einschüchtern lassen und sowohl gegen harte Trash Talker wie Dillian Whyte, als auch gegen den König der Psychospielchen Wladimir Klitschko, im Ring bestanden. Doch trotz dieser eindrucksvollen Stärke zieht er gegen Tyson Fury in diesem Punkt den Kürzeren.
Fury lässt sich nicht nur von nichts und niemandem beeindrucken, er dringt auch in die Köpfe seiner Gegner ein. Knallharte Typen wie Wladimir Klitschko und Deontay Wilder liessen sich vom Briten beeinflussen und verloren zumindest teilweise ihren Fokus. Trotz seiner teilweise manischen Anfälle, war Fury in jedem seiner großen Kämpfe komplett mental da und präsent. Seit seinem Comeback in 2018 gibt es keinerlei Anzeichen für Rückfälle beim Gypsy King. Die Art und Weise wie sich Fury,der nach Iron Mike Tyson benannt wurde, im Ring und auch außerhalb gibt ist bemerkenswert und zeugt von hoher Selbstsicherheit. Dazu kommt sein unglaublich tiefer Glaube in Gott, der ihm noch mehr Stärke verleiht. Er ist in dieser Kategorie einfach das Maß aller Dinge in der Königsklasse. Der Punkt geht an den Mann aus Manchester.
Fazit: Vorteil Gypsy King
FURYS LEGENDÄRER TRASH TALK BRINGT AUCH DICH ZUM LACHEN
RINGINTELLIGENZ
Besorgt ihm einen Boxpass, Schwergewichtler bewegen sich nicht so. – Steve Egan, Erster Coach von Tyson Fury nach dessen erstem Sparring.
Tyson Furys Ring-IQ und boxerische Intelligenz sucht auf dieser Welt ihresgleichen. Der Hüne ist für seine Größe nicht nur extrem beweglich auf den Füßen, auch sein Oberkörper scheint teilweise aus Gummi zu sein. Ein unglaubliches Gefühl für Distanz, jederzeit die Möglichkeit die Auslage zu wechseln und das enorm gute Einsetzen seiner 2,16 Meter Reichweite sind ebenfalls Argumente die für den Mann aus Manchester sprechen. Selbst mit seinem schwereren Kampfgewicht in seinem letzten Kampf gegen Deontay Wilder, hat seine Beweglichkeit gefühlt keinen Deut abgenommen. Er war bisher ausnahmslos jedem Gegner, dem er im Ring gegenüberstand, boxerisch überlegen.
Anthony Joshua ist ebenfalls ein intelligenter Boxer, der weiß wann er das Tempo erhöhen muss und wann er sich eher zurückhält. Als Olympiasieger ist er hervorragend ausgebildet und wäre sicherlich einer der technisch besten Boxer, der jemals mit Fury den Ring teilt. Nichtsdestotrotz ist der Gypsy King in dieser Kategorie erneut Gold Standard. Es gibt nicht wenige Leute, die Fury in Sachen Ringintelligenz in einer All Time Liste unter die Top Drei Schwergewichte setzen würden. In der aktuellen Creme de la Creme der Königsklasse, kann ihm sowieso niemand das Wasser reichen. Deshalb ist diese Runde eine klare Sache für den Mann aus Manchester.
Fazit: Vorteil Gypsy King
DIE BESTE DEFENSIVE ALLER ZEITEN?
STAMINA UND KINN
Er kann überhaupt nichts, er könnte dem Gypsy King nicht einmal eine Kerze halten. Es gibt hier nur ein Schwergewicht und nur einen unbesiegten Weltmeister. Sie sind alle auf dem Weg gestürzt, der ungeschlagene Mann hat sie alle erledigt. Ich bin der Einzige! Ich, der Gypsy King – unschlagbar, uneinnehmbar, unzerbrechlicher Champion! – Tyson Fury
Anthony Joshuas Kinn wurde nach seiner Niederlage gegen Ruiz im Madison Square Garden heftig kritisiert. Mehrmals fand sich der schlagstarke Engländer am Ringboden wieder. Auch davor in seiner Karriere war er schon mehrmals “in trouble”. Gegen Dillian Whyte schien er zu wanken, gegen Klitschko war er tatsächlich am Boden. Gegen den Ukrainer kämpfte sich AJ zwar zurück, was aber auch mit Klitschkos nachlassender Kondition zu tun hatte. Dazu kommen immer wieder Kritiker, die Joshua vorwerfen seine vielen Muskeln schwächen ihn in Sachen Ausdauer. Punkte hat er vor allem dadurch gesammelt, dass er mit Ausnahme seiner einzigen Niederlage, alle kritischen Situationen im Ring eindrucksvoll überstanden hat. Im Vergleich zu Fury musste er aber insgesamt deutlich häufiger Schwächephasen im Ring überstehen.
Der harte Trash Talker aus Manchester schmeckte bisher dreimal in seiner Profikarriere den Ringstaub. Zweimal gegen den wohl stärksten One-Punch Knockouter der letzten 20 Jahre Deontay Wilder und einmal gegen den ehemaligen Cruisergewichts-Champ Steve Cunningham. Jedesmal stand der Gypsy King wieder auf und kam deutlich stärker zurück in den Kampf. Besonders beeindruckend seine Wiederauferstehung im ersten Gefecht gegen den Bronze Bomber Deontay Wilder 2018. Erinnerungen an den Undertaker wurden wach, als er sich vom Ringboden erhob die finale zwölfte Runde quasi für sich entschied. Noch nie in seiner Karriere waren bei Fury Schwächen in der Ausdauer zu erkennen.
Da er noch nie einen Kampf verloren hat oder wirklich länger angeklingelt wirkte, geht auch dieser Punkt an den ebenfalls musikalisch talentierten amtierenden WBC-Champ.
Fazit: Vorteil Gypsy King
DIE AUFERSTEHUNG
SCHLAGKRAFT
Wenn Du die Nummer Eins sein willst, dann komm und kämpfe gegen mich! – Anthony Joshua
Fury hat diesen Februar Deontay Wilder das erste Mal in dessen Profikarriere zu Boden geschickt und das mit Nachdruck. Von seinen 31 Gefechten hat der Mann mit den irischstämmigen Wurzeln 21 per K.O für sich entschieden. Fury verfügt über eine enorme Schlagkraft. Solche schlag starken Kombinationen zum Körper kombiniert mit der eigenen Körpergröße hat man zuletzt in den Neunzigern bei Riddick Bowe gesehen. Außerdem trainiert er seit Kurzem im Kronk Gym, was für seine schlagstarken Boxathleten bekannt ist.
Ihm gegenüber steht mit Anthony Joshua allerdings ein wahrer Knockoutartist. Von 24 Duellen hat der Brite 21 per Knockout gewonnen. Die einzigen beiden Punktsiege stammen aus seinen beiden immens wichtigen Fights gegen Ruiz jr. und Joseph Parker. Hier war AJ nachvollziehbar etwas zurückhaltender. Ruiz hatte er bei seiner einzigen Niederlage als Profi ebenfalls am Boden. Der Modellathlet bezeichnet sich selbst als Sniper, der seine Gegner mit der Zeit mürbe macht um sie dann auszuschalten. Sein austrainierter Körper kombiniert mit starker Technik helfen ihm eine enorme Schlagkraft zu entwickeln, die wahrscheinlich sogar noch härter werden kann.
Der Mann aus Watford verfügt über einen extrem harten Punch und entscheidet diese Kategorie, wenn auch hauchdünn, für sich.
Fazit: Vorteil AJ
AJs WUCHTIGER PUNCH
PROGNOSE
There is only ONE Tyson Fury! – Britischer Boxfan
Auch wenn das Schwergewicht gerade boomt und sich noch viele andere starke Kämpfer wie Usyk, Whyte und Wilder an der Spitze tummeln wollen die Boxfans nur einen Kampf sehen: AJ versus Fury!
In unserem Vergleich hat der humorvolle Mann aus Manchester relativ deutlich die Nase vorne. Der Trash Talk König wird mit seinem Box-Stil das Seilgeviert zu einem wahren Alptraum für Anthony Joshua machen. Seine Größenvorteile mit berücksichtigt gibt es kaum ein Szenario, in dem AJ wirklich Vorteile entwickeln kann. Sollte sich der 30 Jährige entscheiden nach vorne zu gehen, wird Fury ihn vermutlich ausboxen. Sollte hingegen der Gypsy King ähnlich wie zuletzt gegen Wilder die Attacke suchen, wird es Joshua kaum gelingen ihn sich vom Leib zu halten. Dazu kommt die extrem starke Physis des 2,06m großen Fury. Wenn Joshua überhaupt eine Chance haben will, wird er sein Heil in der ersten Hälfte des Kampfes suchen müssen. So oder so lautet das Fazit: Sieg Gypsy King.
Prognose Roman: Sieg Fury durch Knockout.
Prognose Tim: Sieg Fury nach Punkten.
EINE GANZE FOLGE TOE TO TOE NUR ZU AJ VERSUS FURY
Sehr empfehlenswertes Buch zu Tyson Fury: Ich hinter der Maske
Joshuas bisherige Karriere in Bildern: Anthony Joshua
Quelle Titelbild: presscenter.premierboxingchampions.com | wikimedia – Jumeirah
ROMAN HORSCHIG
Roman Horschig arbeitet mit absoluter Leidenschaft als Sportkommentator, Stadionsprecher und Moderator in ganz Deutschland. Mit seinem großen Enthusiasmus für den Sport macht er auch Ihr Event zu einem absoluten Erlebnis. Versprochen.
Reinhören und gleich anfragen:
TOE TO TOE RUNDE VIER
Der schon jetzt legendäre Box-Talk aus dem Mariposa Boxing Club in München Sendling geht in die nächste Runde. Thema diesmal: AJ gegen den Gypsy King!
Wer würde das Mega-Duell der beiden Schwergewichtskönige für sich entscheiden?
Tim Yilmaz und ich diskutieren fröhlich alle möglichen Szenarien aus, zu sehen einzig und allein auf dem Kampfsportsender Eures Vertrauens fight24.tv.
Außerdem verlosen wir den Gewinner unserer aktuellen Umfrage.
Warnung: Du könntest viel über Boxen lernen und gut unterhalten werden!
PS: Zu allen TOE TO TOE Folgen geht es HIER.
ROMAN HORSCHIG
Roman Horschig arbeitet mit absoluter Leidenschaft als Sportkommentator, Stadionsprecher und Moderator in ganz Deutschland. Mit seinem großen Enthusiasmus für den Sport macht er auch Ihr Event zu einem absoluten Erlebnis. Versprochen.
Reinhören und gleich anfragen:
HIMMEL UND HÖLLE
Mit freundlicher Unterstützung von Tim Yilmaz und dem Mariposa Boxing Club
Einer meiner Freunde sah mal das Strafregister eines Typen und sagte: “Guck mal der Typ ist ein Verrückter, ein geborener Looser.” Ich sagte ihm: “Nein, das ist mein Strafregister und es ist ohne Jugendstraftaten.”*
Manchmal werden schlechte Witze über das Viertel Brownsville in Brooklyn gemacht. Man sagt, wenn man irgendwo im Ghetto wohnt und keinen Job hat ist das ein Scheißleben. Aber immernoch besser als ein Leben ins Brownsville. Anfang der Siebziger Jahre wächst in dem Problemviertel ein Ghettokind wie jedes andere auf. Kriminalität, Diebstähle und Überfälle stehen an der Tagesordnung. Der Junge ist zu Beginn verängstigt und wird des öfteren drangsaliert und schikaniert, er versteckt sich so oft er nur kann. Von seiner Mutter wird er des öfteren verprügelt, sein Vater hat ihn früh verlassen. Beruflich sind beide im horizontalen Gewerbe unterwegs, seine Mutter ist Prostituierte, sein Vater ist Zuhälter.
Doch irgendwann kommt der Punkt an dem der Junge beginnt sich zu wehren. Er schlägt andere teilweise größere Jungs in Schlägereien K.O und macht sich einen Namen auf der Straße. Anstatt schikaniert zu werden, ist er nun am Drücker. Der junge Jugendliche begeht immer mehr Diebstähle und hat schnell seinen Ruf weg. Doch schon mit zwölf Jahren erlebt die kriminelle Karriere des Straßenjungen einen erheblichen Knick. Nach 38 Festnahmen durch die Polizei landet der Zwölfjährige in einer Besserungsanstalt für Jugendliche. Dort gibt es einen ehemaligen Boxer, der sich der jungen Männer annimmt. Nach anfänglichen Widerständen boxt Mister Stewart schließlich auch mit dem Straßenjungen aus Brownsville. Er ist von dessen Fähigkeiten so beeindruckt, dass er ihn umgehend einem seiner Bekannten aus der Boxszene vorstellt. Der Bekannte ist die Trainerlegende Cus D’Amato, der Junge ist Mike Tyson und das Ganze ist der Beginn einer der verrücktesten Geschichten, die das Schwergewichtsboxen und auch das Leben jemals gesehen haben.
* Alle Zitate zu Beginn eines jeden Abschnitts sind von Iron Mike Tyson
VATERFIGUR
Jeder sagt er wäre gerne ich, diese ganzen Leute wissen einen Scheiss. Wenn Sie ich wären, würden sie weinen wie kleine Babys.
D’Amato ist von Tyson begeistert und nimmt den mittlerweile dreizehnjährigen jungen Mann unter seine Fittiche. Er will aus Tyson den nächsten Weltmeister im Schwergewicht machen und verkündet es auch jedem der es hören will. Cus D’Amatos boxerisches Wissen und seine Fähigkeiten sind unbestritten. Bisher hat er mit Floyd Patterson und Jose Torres zwei Weltmeister geformt, doch die fehlende Anerkennung und endlose Konflikte innerhalb der Boxszene nagen an dem Mann aus New York City. Er wird längst nicht mehr von jedem als großer Trainer gesehen und will es unbedingt noch einmal allen beweisen. Tyson steht für seine Hoffnung auf Rache an der Boxszene. Er will den jungen Boxer in seinem einzigartigen Peekaboo Stil unterrichten und lässt den Jungen mit der kriminellen Vergangenheit bei sich zu Hause in Catskill einziehen. Für Tyson gibt es, von seinen vereinzelten Fluchten zurück in die Heimat mal abgesehen, von diesem Tag an nichts anderes als hartes Boxtraining in D’Amatos Boxschule über einer Polizeiwache. Das Haus in Catskill, in dem der Italiener mit seiner Lebensgefährtin wohnt, liegt in einer ländlichen Gegend. Der heißspornige Tyson wird quasi zu einem Mönchsleben gezwungen.
D’Amato triezt den Jungen, bringt ihn zu weinen und lässt ihn permanent durch die Hölle gehen. Er baut ihn auf und vermittelt ihm einen gottähnlichen Status, nur um ihn im nächsten Moment wieder mental vollkommen zu brechen. Charakter, Disziplin und Furchtlosigkeit sind nur einige Dogmen die sich D’Amato auf die Fahnen geschrieben hat. Er unterzieht ihn einem kompletten Persönlichkeitstraining, schickt ihn sogar zur Hypnose beim legendären John Halpin. Dazu kommt Tysons riesengroßes Interesse am Boxsport, er verschlingt die Bücher in Cus Bibliothek reihenweise und zieht sich noch bis spät in die Nacht alte Boxkämpfe rein. Kombiniert mit D’Amatos hartem und zielgerichteten Boxtraining und seinem Einfluss auf die Psyche des Jungen ist das eine unschlagbare Kombination. Aus D’Amatos Sicht soll Tyson der brutalste Mensch auf diesem Planeten werden. Der alte Boxtrainer glaubt so sehr an den Jungen, dass er in einem Interview sagt: Wenn Mike nicht hier wäre, wäre ich wahrscheinlich längst nicht mehr am Leben. Als Tysons Mutter stirbt, adoptiert der Boxtrainer den Jungen und ist mehr denn je seine größte Stütze im Leben.
JUNGER TYSON MIT CUS D’AMATO
RAKETENSTART
Disziplin: Das zu tun was Du hasst, aber es so zu tun als würdest Du es lieben.
Und Tyson legt los wie die Feuerwehr. Für ihn ist D’Amato eine Vaterfigur geworden, die er unbedingt zufrieden stellen will. Der Junge aus Brooklyn ist wie ein Soldat, der für seinen Feldherrn durch die Hölle geht. Tyson beginnt auf sogenannten Smokern in der Region zu boxen. Verrauchte Zelte auf denen sich dunkle Gestalten aus dem Milieu rumtreiben. Und der junge Amerikaner schickt seine Gegner reihenweise in den Ringstaub, obwohl die meisten von ihnen deutlich älter sind als er. Die Angst ist wie Feuer, lautet ein weiteres von D’Amatos Dogmen. Wenn Du lernst sie zu kontrollieren dann arbeitet sie für Dich. Wenn Du Dich aber von ihr kontrollieren lässt, kann sie alles zerstören. Mit jedem Kampf wird der junge Tyson mehr und mehr zu Attraktion.
Seine erste Niederlage seiner Amateurkarriere erleidet er gegen den elf Jahre älteren erfahrenen Haudegen Ernie Benett, doch sie kann ihn nicht aufhalten. Tyson ist nicht zu stoppen und gewinnt 1981 und 1982 die Nationale Junior Olympiade. Bei dem Juniorenturnier melden viele Trainer ihre Kämpfer ab, als sie sehen das Tyson antritt. Zu diesem Zeitpunkt wird der aufstrebende Boxer vom heute berühmten Boxcoach Teddy Atlas trainiert. Nach einem folgenreichen Konflikt und der Trennung von Atlas übernimmt der Cus D’Amato Schüler und ehemalige Boxer Kevin Rooney das Ruder. Rooney boxt sogar auf einigen Turnier auf denen Tyson antritt selber mit, er ist ein Mann zu dem der Junge aufschaut. Im Alter von 18 Jahren gewinnt Tyson dann die prestigeträchtigen Golden Gloves bei den Erwachsenen. Es scheint keine Grenzen für den aufstrebenden Schüler D’Amatos zu geben. Er hat alles was der alte Italiener ihm beigebracht hat komplett verinnerlicht.
Bei der darauffolgenden Qualifikation für die olympischen Sommerspiele in Los Angeles 1984 muss sich Tyson, dessen Spitzname in jungen Jahren Kid Dynamite ist, nur zweimal höchst umstritten dem bärenstarken Amateurboxer Henry Tillman geschlagen geben. Tillmann gewinnt in der Folge Gold in Los Angeles im Schwergewicht. Er ist ein Ausnahmeathlet und hoch talentierter Boxer. Tyson hat also im Alter von 18 Jahren knapp gegen den deutlich erfahrenen späteren Olympiasieger verloren, für viele Boxexperten hat er ihn ihrem zweiten Fight sogar geschlagen. Kurz entscheidet sich das boxerische Jahrhunderttalent Profiboxer zu werden.
TYSON GEGEN TILLMAN
TYSON BEI DER JUNIOR OLYMPIADE
JUNG BRUTAL UND AUF DER JAGD
Ich könnte mit dem Boxen aufhören und könnte alles tun. Ich wäre überall genauso erfolgreich wie im Boxen.
Am 6. März 1985 gibt Michael Gerard Tyson sein Profidebüt in New York und bezwingt Hector Mercedes in der ersten Runde durch Knockout. In seinem ersten Jahr als Profi boxt Tyson insgesamt 15 Mal, verglichen mit der heutigen Zeit unwahrscheinlich viele Gefechte. Immer in seiner Ecke Kevin Rooney, der es schafft zu Tyson durchzudringen und außerhalb des Ringes ein Publikum, dass Tyson wegen seiner Brutalität im Ring anhimmelt. Und der junge Mann aus Brooklyn hat Druck. Sein Mentor und Trainer Cus D’Amato hat eine schwere Lungenkrankheit und dadurch nicht mehr wirklich lange zu leben. Tyson will den Weltmeistergürtel für ihn holen, und er scheint nicht zu stoppen.
Doch den aufstrebenden Star trifft Ende des Jahres ein Rückschlag, der härter ist als alles was er bisher im Boxring erlebt hat. Cus D’Amato stirbt im Alter von 77 Jahren tatsächlich an seiner Lungenkrankheit. Der Mann, der Tyson einmal als seine Rache an der Boxwelt bezeichnet hat, hinterlässt im Leben des jungen Boxers eine extrem große Leere. Einer seiner letzten Sätze zu Tyson ist: “Die Welt muss dich sehen, Mike. Du wirst Weltmeister, der Größte.” Tyson selbst sagt: “Nach seinem Tod war mir alles egal. Ich boxte nur noch wegen des Geldes.” Obwohl er diesen Satz eventuell auch von seinem großen Idol Jack Dempsey geklaut hat, ist Tyson danach nie mehr ganz derselbe. D’Amato, der auch aus schwierigen Verhältnissen stammt, ist für Tyson eine unersetzliche Vaterfigur gewesen. Kid Dynamite nimmt zu seinen nächsten Kämpfen ein Bild D’Amatos mit, mit dem er vor den Kämpfen seine Taktik bespricht. Der junge Mann leidet für Wochen seelische Höllenqualen. Und tatsächlich wird Mike Tyson bereits im Alter von 19 Jahren seinen Zenit in Sachen Disziplin und boxerische Weiterentwicklung nahezu erreicht haben. D’Amatos Tod ist das erste in einer Kette von vielen Ereignissen, die den jungen Amerikaner völlig aus der Bahn werfen. Doch zuerst setzt er seinen Weg in den Boxolymp unbeirrt fort. Er ist so gut und von Talent gesegnet, dass er im Ring nahezu alles ausblenden kann.
Tyson zerstört bis September 1986 zwölf weitere Gegner und steht bei einem Kampfrekord von 27-0. Einzig Mitch Green und James Tillis überstehen das Gefecht mit dem Mann aus Brooklyn bis zum letzten Gong, verlieren dann aber nach Punkten. Es wird gemunkelt, dass Tyson sie nur nicht ausgeknockt hat, weil er mal über die volle Rundendistanz boxen sollte. Nach einem Kampf gibt er zu Protokoll, er möchte seinem Gegner das Nasenbein ins Hirn zurück prügeln. Es sind D’Amatos Suggestionen die aus ihm sprechen. Der Mann aus Brooklyn hat im Ring die brutalste Ausstrahlung, die es seit langem im Schwergewicht gegeben hat. Einschüchterung ist das Mittel überhaupt, was ihm in seiner Karriere einige Siege einbringen wird. Tyson bringt den Glanz alter Tage zurück, nachdem sich das Publikum so sehnt. Nichtsdestotrotz wirkt er außerhalb des Rings immer noch oft wie ein schüchterner Junge, der oft nicht weiß was er sagen soll. Er muss extrem schnell erwachsen werden. Schon Ende des Jahres ist er kurz davor seinen Jugendtraum wahr zu machen: Er boxt gegen Trevor Berbick um die WBC-Weltmeisterschaft.
TYSON GEGEN TILLIS HIGHLIGHTS
REKORD FÜR DIE EWIGKEIT
Jeder hat einen Plan, bis er eins in die Fresse kriegt.
Im Hilton Hotel in Las Vegas schreibt der 20 Jahre alte Mike Tyson 1986 tatsächlich Boxgeschichte. Er löst den anderen großen D’Amato Schüler Floyd Patterson durch einen Sieg gegen Trevor Berbick als jüngster Boxweltmeister der Geschichte ab. Trotz Tripper und einen mit Antiobitoka vollgepumpten Körper knockt er den Jamaikaner in der zweiten Runde brutal aus. HBO Ansager Barry Watkins verkündet umgehend eine neue Ära im Boxsport, die Arena bebt. Einen wie Tyson hat selbst das verwöhnte Boxpublikum in Amerika noch nie gesehen. Ihn umgibt eine unglaubliche Aura von Brutalität und Kompromisslosigkeit. Er wirkt eher wie ein Bodybuilder, sein Halsumfang beträgt 48 Zentimeter, mehr als bei fast allen anderen Champions im Schwergewicht zuvor. Nur Primo Carnera, der im Zirkus auch als Kraftmensch auftrat, kommt auf denselben Wert. Sein erfahrener Gegner, der immerhin den Kampf sucht, hat zu keinem Zeitpunkt eine Chance. Tyson widmet den Sieg umgehend seinem Adoptivvater Cus D’Amato, er ist am Zenit angekommen und wird als Schwergewichtsweltmeister von unglaublich vielen Menschen vergöttert. Um seinen Triumph noch einmal hervorzuheben: Tysons Kampf gegen Berbick ist sein erster Kampf überhaupt, der auf zwölf Runden angesetzt ist. Er hat es wirklich allen gezeigt und das in Rekordzeit.
Doch schon zu diesem Zeitpunkt wird die fehlende Führung in Tysons Leben sichtbar. Mit 20 Jahren ist er immer noch ein Junge und treibt sich wieder häufiger in seiner Heimat Brownsville rum. Von seinen Managern Steve Lott und Jimmy Cayton fühlt er sich immer mehr eingeengt. Das positive Image, dass er nach Außen ausstrahlen soll ekelt ihn in Wirklichkeit an. Tyson trainiert zwar weiter hart im Boxstudio in Catskill, aber er lässt es ebenso hart krachen. Seine ambivalenter Lebensstil wird an einer Anti-Drogen Kampagne deutlich, deren Gesicht Tyson sein soll. Während er fröhlich “Sagt Nein zu Drogen” in die Kamera spricht, ist er selber noch high.
Doch noch machen sich der Lebenswandel und die fehlende Disziplin im Ring nur wenig bemerkbar. In seinem nächsten Kampf sichert sich Tyson gegen James Smith den WBA-Gürtel. Tyson betritt wie immer ohne Socken und in schwarzen Shorts den Boxring und lässt seinem Gegner, der den Spitznamen Knochenbrecher trägt, nicht den Hauch einer Chance. Tatsächlich klammert Smith den größten Teil des Kampfes und will sich Tyson in keinem wirklichen Gefecht stellen. Die Angst vor der Kraft des jungen Weltmeisters ist selbst bei einem erfahrenen und starken Boxer wie Smith zu groß. in seiner zweiten Titelverteidigung bezwingt er Ex-Weltmeister Pinklon Thomas durch TKO in Runde sechs. Im nächsten Duell wartet der von Emanuel Steward betreute und in 34 Gefechten unbesiegte IBF-Weltmeister Tony Tucker auf Tyson. Doch auch er ist in einem Duell über zwölf Runden nahezu chancenlos. Tyson hat alle großen Schwergewichtsgürtel vereinigt: WBC, WBA und IBF. Er ist der erste Boxer in der Geschichte des Schwergewichts, der dies jemals schafft. Doch eine Sache fehlt noch in Tysons illustrer Sammlung: Die lineare Weltmeisterschaft, deren Linie sich bis zum ersten Weltmeister John L. Sullivan zurückverfolgen lässt.
TYSON WIRD JÜNGSTER WELTMEISTER
TYSON VEREINIGT ALLE DREI GÜRTEL
HIMMEL UND HÖLLE
Ich war immer eine Bestie, ein dressierter Gorilla, ein armer Säufer, ein arroganter Psychopath, der jüngste Schwergewichts-Weltmeister und ein Arschloch. Ich hätte den Titel am 11. Februar 1990 in Tokio nicht an Buster Douglas verloren, wenn ich damals nicht mein gewohntes, spezielles Aerobics praktiziert hätte: Alle Zimmermädchen des Hotels zu vögeln. Ich hätte die Frauen lieber wegschicken sollen. So möchte nicht in Erinnerung bleiben.
Nach seinem Sieg gegen Larry Holmes ist Michael Spinks, und nicht Tyson, der lineare Weltmeister im Schwergewicht. Nachdem Tyson seine drei Gürtel noch drei weitere Male, unter anderem eben gegen den legendären und gealterten Larry Holmes, verteidigt hat kommt es am 27. Juni 1988 zum Showdown zwischen den beiden anerkannten Champions. Spinks hat eine illustre Karriere im Halbschwergewicht vorzuweisen und hat Holmes, allerdings auch nach seiner Prime, zweimal in einem Gefecht über 15 Runden besiegt. Er ist zudem ehemaliger Olympiasieger und scheint der letzte relevante Gegner für Iron Mike Tyson zu sein. Der Mann aus St. Louis verdient 13 Millionen mit dem auf gehypten Duell der beiden Champions. Doch er ist der Herausforderung keine Sekunde gewachsen. Laut Insiderkreisen sollen ihm sogar im Warteraum die Tränen gekommen sein, weil er um sein Leben gefürchtet hat. Selbst so ein gestandener Boxer wie Spinks, hat eine enorme Angst vor Mike Tyson der immer noch in seinen frühen Zwanzigern ist. Tyson betritt den Ring mit einem Trauermarsch und knockt Spinks in der ersten Runde auf brutale Weise aus. Der junge Mann aus Brooklyn ist somit endgültig an der absoluten Spitze angekommen. Er ist der dominierende Mann der Boxszene und hat das abgehalfterte Schwergewicht im absoluten Alleingang wiederbelebt. Durch Tyson erlebt Boxen einen geradezu unmenschlichen Hype, beispielsweise wird der aktuelle Schwergewichts-Dominator Tyson Fury nach dem Boxer aus Brooklyn benannt. Doch neben dem Boxring ist sein Leben komplett aus den Fugen geraten. Er befindet sich mitten in einem Rechtsstreit mit seiner Noch-Ehefrau Robin Givens, der Einfluss seines Promoters Don King wirkt wie ein langsames Gift, sein Trainer und Vertrauter Kevin Rooney verlässt ihn und der Schwergewichts-King selbst verliert sich immer mehr in den Drogen.
Nach zwei weiteren Titelverteidigungen sitzt Tyson in einem Flieger nach Japan. Er soll seine Titel dort gegen Buster Douglas verteidigen, einen Schwergewichtler der zu dieser Zeit vielleicht gerade so an den Top 10 kratzt. Tyson hat innerlich keine Lust auf den Kampf, er hat das ständige Training und die Disziplin satt. Stattdessen vergnügt sich der Mann aus Brooklyn lieber mit den Zimmermädchen. Als es dann zum Gefecht kommt, wirkt Tyson unkonzentriert und fahrig. Douglas, dessen Mutter kurz vor dem Kampf gestorben ist, ist der stärkere Mann. In der achten Runde scheint Tyson das Duell mit einem heftigen und perfekt getimten Aufwärtshaken doch noch zu drehen und schickt Douglas auf den Ringboden. Doch der Mann aus Columbus steht vor Ablauf der zehn Sekunden wieder auf und knockt den als unbesiegbar geltenden Mike Tyson in der zehnten Runde aus. Der Tokyo Dome hat soeben die größte Überraschung der Boxgeschichte gesehen, vielleicht sogar die größte Überraschung der gesamten neueren Sportgeschichte. Douglas hat den Kampf seines Lebens gekämpft, der 42 zu 1 Underdog ist neuer Undisputed Champion in der Königsklasse. Und Mike Tyson wirkt nicht nur im Ring angezählt.
TYSONS ERSTE PROFINIEDERLAGE
TYSON DEMONTIERT SPINKS
DIE EINSAME KRIEGERSEELE
Ich bin genauso wie Du, auch ich genieße die verbotenen Früchte des Lebens.
Tyson ist mittlerweile mehr außerhalb, denn innerhalb des Rings gefordert. Gerichtsprozesse, Konflikte und eine fehlende Führungsfigur saugen dem immer noch relativ jungen Mann aus Brooklyn Stück für Stück die Lebensenergie ab. Tyson hat den Ruhm tief im Inneren sowieso kaum genossen, jetzt verliert er sich endgültig darin. Er hat einfach keine klare Linie mehr im Leben. Trotzdem boxt er weiter und aufgrund seines unbeschreiblichen Talents und der immer noch wirkenden Schule von Cus D’Amato auch erfolgreich. Zuerst revanchiert er sich mit einem deutlichen Sieg gegen Henry Tillmann für die damalige Nicht-Qualifikation für Olympia, danach bezwingt er in zwei Schlachten den extrem hoch gehandelten Razor Ruddock. Tyson ist noch da und will seine Gürtel zurück, auch wenn ihm Geld mittlerweile wichtiger geworden ist. Der jüngste Schwergewichtsweltmeister aller Zeiten vergnügt sich neben dem Ring mit unzähligen Frauen und Drogen. An sich ist es unglaublich, dass er trotzdem im Seilgeviert abliefert und starken Boxern die Grenzen aufzeigt. Und die WM-Chance naht, der Kampf gegen Champion Evander Holyfield ist in trockenen Tüchern. Der ehemalige Cruisergewichtsweltmeister hat Buster Douglas geschlagen und ist die Herausforderung Nummer Eins für Tyson. Doch ein Ausflug nach Indiana wird dem Mann aus Brooklyn, Holyfield und Boxfans auf der ganzen Welt einen gewaltigen Strich durch die Rechnung machen.
Auf einem Event im Land der Indianer lernt Tyson die Schönheitskönigin Desiree Washington kennen. Der immer noch als Nummer Eins im Schwergewicht geltende Tyson ist es gewohnt, dass er jede Frau bekommt die er haben will. So steckt er auf der After-Party sicher einem Dutzend Frauen seine Nummer zu, doch es ist Washington mit der er am Ende auf dem Hotelzimmer landet. Es kommt eins zum anderen und die junge Schauspielerin wird Tyson nach dieser Nacht wegen einer angeblichen Vergewaltigung anklagen. Was wirklich passiert ist werden wir vermutlich niemals erfahren, Fakt ist das Tyson zu einer langen Gefängnisstrafe verurteilt wird. Iron Mike beteuert zwar stets seine Unschuld, doch die Jury bekennt ihn für schuldig. Er selbst sagt später, dass der Knastaufenthalt vielleicht sogar gut für ihn ist. Sein Leben ist zu diesem Zeitpunkt so turbulent, dass er dringend Luft zum Atmen braucht. Ähnlich wie Muhammad Ali wird aber auch Tyson zu einer Pause vom Boxen gezwungen.
WILLKOMMEN ZURÜCK
Ich bin nicht Mutter Theresa, aber ich bin auch nicht Charles Manson.
Am 25. März 1995 wird Mike Tyson wegen guter Führung aus dem Gefängnis im Bundesstaat Indiana entlassen. Der Amerikaner hat im Knast einige erstaunliche Geschichten erlebt, die er in seiner Biografie die Unbestreitbare Wahrheit sehr amüsant beschreibt. Nach einem ersten ebenfalls sehr amüsanten Sieg gegen Journeyman Peter McNeeley will Tyson das zurück was ihm zusteht, seine WM-Gürtel. Und es wird sehr schnell gehen: Im März 1996 demontiert er erneut den Engländer Frank Bruno und holt sich den WBC-Titel, nur knapp sechs Monate später bezwingt er Bruce Seldon und schnappt sich die WM der Version der WBA. Beide Boxer sind zu diesem Zeitpunkt keine Gegner für Tyson und es wird Iron Mike relativ leicht gemacht an die Spitze zurückzukehren. Sein Promoter Don King bezahlt Lennox Lewis angeblich sogar vier Millionen Dollar, sodass dieser sein Anrecht auf einen Kampf um den WBC-Titel an Tyson weitergibt. Der Mann aus Brooklyn wird wieder von sehr vielen Boxfans als Nummer Eins der Königsklasse wahrgenommen, auch wenn sein boxerisches Niveau merklich nachgelassen hat. Und sein damaliger Kontrahent Evander Holyfield ist auch noch im Geschäft, sodass das lang ersehnte Duell der beiden endlich stattfinden kann.
Um gegen Holyfield zu boxen, muss Tyson den WBC-Gürtel niederlegen. Der World Boxing Council hat eine Pflichtverteidigung gegen eben jenen Lennox Lewis angesetzt, den Don King sich vom Leib gekauft hat. Doch Tyson will lieber gegen Holyfield boxen. Seinem Gegner aus Alabama werden Herzprobleme nachgesagt und nach Niederlagen gegen Michael Moorer und Riddick Bowe scheint er die leichtere Aufgabe als der nach oben strebende Hüne Lewis. Tyson ist klarer Favorit, doch der Kampf am 9. November 1996 im MGM Grand wird ganz anders laufen als erwartet. Holyfield hält den ersten Ansturm Tysons aus und leistet Widerstand. Aber der Mitte des Kampfes wird er immer stärker und der Ringrichter bricht den Kampf in der elften Runde wegen Überlegenheit Holyfields ab. Auch wenn viele Fans die häufigen ungeahndeten Kopfstöße von Holyfield bemängeln, ist der Mythos Tyson endgültig zerbrochen. Der Mann aus Brooklyn ist auf Widerstand gestoßen und hatte dem Ganzen an diesem Abend einfach nichts entgegenzusetzen. Die Zeit im Gefängnis, die mangelnde Disziplin und das falsche Management haben ihren Tribut gefordert. Tyson ist alterstechnisch eigentlich in den besten Jahren eines Schwergewichtlers, aber man sieht es ihm nicht an. An sich ist es ein Wunder, dass er immer noch auf Weltniveau boxt. Im Rückkampf gegen The Real Deal Holyfield, der als der legendäre Bit Fight in die Boxgeschichte eingeht, beißt Tyson seinen Gegner zweimal ins Ohr und wird dafür disqualifiziert. Wieder ist Holyfield mit Kopfstößen aktiv gewesen, wieder sieht der Ringrichter darüber hinweg und diesmal sieht Tyson rot. Er verliert seine Boxlizenz und scheint nun endgültig am Boden angekommen.
TYSON HOLYFIELD EINS
DER LETZTE TANZ
Manche Menschen holen Dich aus der Sklaverei, damit Du Ihr Sklave bist.
Der 1,78m große Tyson hat mittlerweile sehr viel an Größe verloren. Doch seine Niederlagen nagen nicht an ihm, er hat längst nicht mehr den Ehrgeiz früherer Tage. Er will Geld verdienen und boxt weiter. Auf seiner Comeback Tour schlägt er immerhin Frans Botha und Andrew Golota, zwei Boxer die man zu diesem Zeitpunkt zur Top 15 zählen kann. Allerdings wirkt der ehemalige Ausnahmeboxer mittlerweile extrem eingerostet. Doch es winkt noch ein ganz großer Zahltag und den will er sich nicht entgehen lassen. Lennox Lewis hat alle Titel inklusive der linearen Weltmeisterschaft im Schwergewicht vereinigt und will als I-Tüpfelchen seiner Karriere noch den Sieg gegen den längst legendären Iron Mike. Der Kampf wird von den Medien und den Kämpfern dermaßen aufgeblasen, dass eine Reihe Securities im Ring eine Reihe bilden um die Kämpfer vor dem Gefecht voneinander zu trennen. Tyson hat Lewis auf einer Pressekonferenz vor dem Kampf ins Bein gebissen, er wirkt teilweise völlig außer Kontrolle.
Der Kampf bricht zwar Pay-per-View Rekorde, ist aber qualitativ meilenweit von einem Weltklasse-Spektakel entfernt. Tyson geht schon nach wenigen Runden die Puste aus und Lewis knockt den vielleicht elektrisierensten Boxer seit Muhammad Ali in der achten Runde aus. Iron Mike ist am Boden und will auch nicht mehr hoch kommen. Er sammelt in diesem Kampf und durch sein Verhalten danach zwar Sympathiepunkte wie nie, doch es ist klar dass er nie mehr ans seine Glanzzeiten anknüpfen wird. Nach der Niederlage gegen Lewis bestreitet er noch drei weitere Kämpfe, ehe er sich im Juni 2005 vom Boxsport zurückzieht. Seine Profikarriere endet mit 50 Siegen und sechs Niederlagen. Auch nach seiner Karriere bestimmt er die Schlagzeilen, in den letzten Jahren häufig sogar so positiv wie nie. Neben einigen Auftritten in Hollywood Blockbustern, unvergessen in der Komödie Hangover, vertreibt er mittlerweile auch sein eigenes Cannabis. Mit seiner Comedy Tour, bei der er über sein eigenes Leben erzählt, füllt er große Hallen in Vegas. Seine Sucht hat er in unzähligen Rehabs und Therapien scheinbar erfolgreich bekämpft. Er wirkt deutlich ruhiger und gelassener als früher und lebt heute mit seiner großen Familie in Las Vegas, Nevada. Im April 2020 wird sogar über eine Comeback Tysons zu Charity-Zwecken gemunkelt.
MIKE TYSON HIGHLIGHT REEL
VERMÄCHTNIS
Immer wieder stellen sich Boxfans die Frage: Wie gut war Iron Mike Tyson eigentlich? Ein Rohdiamant, der unter extremem Druck geschliffen und geformt wurde, allerdings dann auch relativ schnell geplatzt ist. Unvergessen sind seine brutalen Knock-Outs, sein permanenter Angriffsmodus und seine einschüchternde Aura. Er hat den Peekaboo Stil von Cus D’Amato auf unglaubliche Art und Weise perfektioniert und war so trotz seiner relativ geringen Größe und Reichweite für viele Schwergewichtler ein absoluter Alptraum. Auf der Gegenseite zu Tysons Hochstatus stehen Niederlagen in Big Fights, Skandale und die riesengroße Frage: Was wäre wenn?
Was wäre wenn Cus D’Amato erst viel später gestorben wäre? Was wäre wenn Tyson seinem Coach Kevin Rooney treu geblieben wäre? Was wäre wenn er sich nicht mit Robin Givens eingelassen hätte? Was wäre wenn er nicht drei Jahre seiner Blütezeit im Gefängnis in Indiana verbracht hätte? Kaum ein anderer Boxer hat so viele große Fragezeichen in seiner Karriere wie Iron Mike. Muss man Tyson am Ende sogar noch Respekt dafür zollen, dass er es trotz all dieser Widrigkeiten geschafft hat als Boxer extrem erfolgreich zu werden? Oder wird er als das größte verschwendete Talent in die Geschichte eingehen? Wie so oft im Leben liegt die Antwort wahrscheinlich irgendwo dazwischen. Fakt ist, dass Tyson die Boxfans bis heute beschäftigt und kaum ein anderer selbst aktiver Schwergewichtler solch eine Aufmerksamkeit bekommt wie Iron Mike.
Vor einigen Jahren dann, bekommt der Mann aus Brooklyn einen Anruf. Es ist die Boxing Hall of Fame, die ihm verkündet dass er aufgenommen wird. Als Tyson aufgelegt hat, schießen ihm sofort die Tränen in die Augen, so glücklich ist er. Vielleicht sagen diese Emotionen mehr über den Menschen und Boxer Mike Tyson aus, als die vielen Erfolge die er im Ring hatte. Wie gut Tyson war, muss am Ende jeder für sich selbst bewerten. Doch eines ist sicher, er hat seine Ära geprägt, Rekorde aufgestellt und die Massen begeistert. Und was will man mehr von einem großen Boxchampion erwarten?
AKTUELLE FOLGE TOE TO TOE ÜBER IRON MIKE
Sehr empfehlenswerte Bücher über Mike Tyson: Unbestreitbare Wahrheit | Angst und Feuer
Quelle Titelbild: flickr.com – Eva Rinaldi
ROMAN HORSCHIG
Roman Horschig arbeitet mit absoluter Leidenschaft als Sportkommentator, Stadionsprecher und Moderator in ganz Deutschland. Mit seinem großen Enthusiasmus für den Sport macht er auch Ihr Event zu einem absoluten Erlebnis. Versprochen.
Reinhören und gleich anfragen:
TOE TO TOE RUNDE DREI
Der neue Box-Talk TOE TO TOE aus dem Mariposa Boxing Gym mit mir und Tim Yilmaz geht in die nächste Runde!
Thema ist kein Geringerer als der legendäre brutale und manische Iron Mike Tyson. Wie gut war die K.O Maschine der 80ziger wirklich?
Tim und ich gehen der Sache auf den Grund, wie immer Donnerstag 21 Uhr auf dem Youtube Kanal von fight24.tv.
Rock’n Roll und Einschalten!
Zu allen TOE TO TOE Folgen, unter anderem mit der Creme de la Creme der aktuellen Schwergewichtszene geht’s HIER.
TOE TO TOE ÜBER DIE BOXLEGENDE IRON MIKE TYSON
ROMAN HORSCHIG
Roman Horschig arbeitet mit absoluter Leidenschaft als Sportkommentator, Stadionsprecher und Moderator in ganz Deutschland. Mit seinem großen Enthusiasmus für den Sport macht er auch Ihr Event zu einem absoluten Erlebnis. Versprochen.
Reinhören und gleich anfragen:
DIE CREME DE LA CREME
Das Schwergewicht im Boxen boomt wie lange nicht. Nicht nur ganz oben auf den Spitzenpositionen, sondern auch auf den weiteren Plätzen. Grund genug sich die Lage einmal näher anzuschauen.
Im Rahmen unserer neuen Show TOE TO TOE wollten wir deshalb von Euch wissen, wer Eure Top Fünf der aktuellen Schwergewichts-Elite sind. Die Ergebnisse gibt’s hier, direkt und ungeschönt. Powered by fight24.tv und dem Mariposa Boxing Club.
10. JOSEPH PARKER - 4 PUNKTE
Der Neuseeländer hat es bei uns auf den zehnten Platz geschafft. Der erfolgreiche Amateur und ehemalige WBO-Weltmeister ist mit seinen 28 Lenzen noch jung und wurde in letzter Zeit von einigen Verletzungen gehandicapt. Davor war er in zwei Gefechten in England gegen die Briten Anthony Joshua und Dillian Whyte unterlegen. Gegen ersteren relativ chancenlos, gegen Whyte in einer sehr knappen Entscheidung durch die Punktrichter. Zuletzt hat er sich durch drei Siege gegen schwächer einzuschätzende Gegner wieder nach vorne geboxt und will wieder ganz oben angreifen. Das Potenzial dazu ist beim leidenschaftlichen Tänzer auf jeden Fall da, seinen nächsten Gegner kennen wir allerdings noch nicht.
Größte Siege: Hughie Fury 2017, Ruiz jr. 2016, Takam 2016
9. ALEXANDER POVETKIN - 10 PUNKTE
Eine absolute Schwergewichtslegende hat es auf den neunten Platz geschafft, der Russe Alexander Povetkin. Gold in Athen im Superschwergewicht ist bis heute sein größter Erfolg im Boxsport, im Profizirkus war er bei seinen beiden Titelkämpfen gegen Wladimir Klitschko und Anthony Joshua chancenlos. Gefechte gegen Deontay Wilder und Luis Ortiz fanden aus verschiedenen Gründen nie statt. Mit seinen mittlerweile 40 Jahren ist der Mann aus Kursk auch nicht mehr der Jüngste und seine Chance auf den ganz großen Wurf scheint vorbeigezogen zu sein. Durch seine Erfahrung und seinen aggressiven Stil ist er allerdings immer noch für jeden in dieser Liste ein würdiger Gegner. Sein nächster Kampf ist gegen den Body Snatcher Dillian Whyte geplant.
Größte Siege: Takam 2014, Chagaev 2011, Bryd 2007, Olympisches Gold Superschwergewicht 2004
8. LUIS ORTIZ - 10 PUNKTE
Hätte ist vielleicht das wichtigste Wort in Luis Ortiz Profikarriere. Hätte er Wilder in ihrem ersten Fight ohne die verlängerte Rundenpause ausgeknockt? Hätte er einen WM-Gürtel gewonnen, wenn er schon früher einen großen Fight bekommen hätte? Der Mann aus Kuba ist mittlerweile 41 Jahre alt und es sieht so aus als hätte er seine zwei großen Titelchancen gegen Wilder gehabt und beide verloren. Mit seinen Fähigkeiten und seinem unangenehmen Stil stellt der Southpaq zwar immer noch eine Herausforderung für jeden Boxer in dieser Liste dar, die Frage ist allerdings wie lange noch. Seit seiner zweiten Niederlage gegen den Bronze Bomber Ende letzten Jahres ist es durchgehend still um den Kubaner.
Größte Siege: Kauffmann 2018, Bryant Jennings 2015, Kayode 2014
7. DANIEL DUBOIS - 24 PUNKTE
Der einzige Prospekt, der es in unser Top Ten geschafft hat ist der 22-jährige Brite Daniel Dubois. Der Mann, der im Peacock Gym trainiert, hat schon so einige spektakuläre Knockout Siege auf seinem Konto. Vor allem seine Führhand ist eine atemberaubende Waffe und sehr viele Boxexperten trauen ihm den Sprung ganz an die Spitze zu. In seinem nächsten Gefecht wartet mit dem ehemaligen Olympia-Zweiten Joe Joyce allerdings eine ganz knifflige Aufgabe auf den Mann aus London. Sollte er dieses Duell gewinnen, rückt ein Titelkampf in greifbare Nähe.
Größte Siege: Gorman 2019, Tetteh 2019, Fujiimoto 2019
6. ANDY RUIZ JR. - 26 PUNKTE
Der Mexikaner sorgte letztes Jahr mit seinem Sieg gegen Anthony Joshua für die größte Sensation im Schwergewicht seit Buster Douglas 1990 Mike Tyson in Tokio ausgeknockt hat. Nur um sich dann für den Rückkampf gegen den Briten schäbig vorzubereiten und chancenlos ausgeboxt zu werden. Den Kredit, den Ruiz bei vielen Fans gewonnen hat, hat er beinahe genauso schnell wieder verloren. Was zurückbleibt ist die Frage wie gut Ruiz wirklich ist? Schon vor seinem Sieg gegen den Engländer hat er bei einer sehr umstrittenen Niederlage gegen Joseph Parker und vor allem in seiner starken Amateurkarriere sein Können aufblitzen lassen. Kann der Destroyer nochmal zuschlagen? Zuletzt machte der Mann aus Imperial nur mit einem Trainerwechsel auf sich aufmerksam, auf seinen nächsten Gegner wartet die Boxwelt noch.
Größte Siege: Joshua 2019, Liakhovich 2014, Dimitrenko 2019
DILLIAN WHTYE - 38 PUNKTE
Der Body Snatcher hat es auf den fünften Platz unserer illustren Rangliste geschafft. Trotz einiger Rückschläge wie positive Dopingproben (B-Proben erwiesen sich als negativ), einer Niederlage gegen Anthony Joshua und einigen brenzligen Situationen in anderen Fights hält er sich konstant im Gespräch für einen Titelkampf. Der ehemalige Kickboxer kam erst relativ spät zum Boxen und ist nicht nur für seine Fähigkeiten im Ring, sondern auch für seinen Trash Talk bekannt. Derzeit hat er eine Siegesserie mit starken Erfolgen gegen den bis dato ungeschlagenen Oscar Rivas, den ehemaligen WBO-Champ Joseph Parker und den starken Finnen Robert Helenius. Als nächstes soll Whyte gegen den Russen Alexander Povetkin antreten, wann der Kampf stattfindet steht noch nicht fest.
Größte Siege: Rivas 2019, Parker 2018, Helenius 2017
4. DEONTAY WILDER - 80 PUNKTE
Der Bronze Bomber musste Anfang des Jahres den ersten großen Rückschlag in seiner Profikarriere hinnehmen. Gegen Tyson Fury war der Amerikaner im Februar völlig chancenlos. Auch im Nachgang hat er sich mit angeblichen Kostümausreden nicht mit Ruhm bekleckert. Davor war Wilder auf dem besten Weg in den Olymp des Profiboxens. Mit insgesamt zehn Titelverteidigungen seines WBC-Gürtels am Stück hat er sich auch schon einen Platz in den Geschichtsbüchern gesichert. Nur Joe Luis, Larry Holmes und Wladimir Klitschko haben mehr. Da er aber außer Fury und Ortiz keine ganz großen Namen geboxt hat, und gegen ersteren auch klar den Kürzeren gezogen hat, steht Wilder nun am Scheideweg. Das dritte Duell mit Fury soll angeblich im Oktober steigen, für den Amerikaner steht boxerisch dort alles auf dem Spiel.
Größte Siege: Ortiz 2018+2019, Breazele 2019, Stiverne 2015, Olympia-Bronze Schwergewicht 2008
3. OLEKSANDR USYK - 92 PUNKTE
Die Katze ist das Überraschungspaket in unserer Liste. Der Mann der in unnachahmlicher Manier die Cruisergewichtsdivision überrollt hat und dort der erste Weltmeister mit allen vier großen Gürteln war, will es jetzt im Schwergewicht wissen. Der Ukrainer mit dem unvergleichlichen Distanzgefühl und den geschmeidigen Bewegungen scheint bereit für die Königsklasse. Bisher hatte er nur einen Aufbaukampf gegen Chazz Witherspoon, den er locker gewonnen hat. Mit Dereck Chisora wartet im nächsten Kampf ein ganz anderes Kaliber, hier kann sich Usyk mit einer starken Leistung ganz klar für einen Titelkampf empfehlen. In der ersten Folge von TOE TO TOE beleuchten wir Usyks Chancen gegen die schweren Jungs im Detail.
Größte Siege: Gassiev 2018, Briedis 2018, Hunter 2017, Olympisches Gold Schwergewicht 2012
TOE TO TOE RUNDE EINS über Oleksandr Usyk
2. ANTHONY JOSHUA - 164 PUNKTE
Aktueller Weltmeister der WBA, WBO, IBF und IBO
Der Mann aus Watford feierte letzten Dezember den wichtigsten Sieg seiner Karriere, als er Andy Ruiz Jr. in ihrem Rematch deutlich dominierte. AJ überzeugte durch einen neuen gut angepassten Kampfstil und ließ dem Destroyer überraschend deutlich keine Chance. Bevor Joshua im Sommer letzten Jahres überraschend vom Mexikaner ausgeknockt wurde, hatte er eine eindrucksvolle Siegesserie im Rücken. Joshua hat in seiner Karriere mit (einem gealterten) Wladimir Klitschko, Dillian Whyte, Joseph Parker, Alexander Povetkin und eben Ruiz schon einige starke Schwergewichte geschlagen. Trotzdem bleiben nach seiner Niederlage letztes Jahr offene Fragen. Antworten darauf bringt eigentlich nur ein Duell mit dem Gypsy King Tyson Fury. Als nächstes muss der Strahlemann sich aber erst dem IBF Mandatory Challenger Kubrat Pulew stellen.
Größte Siege: Klitschko 2017, Ruiz 2020, Whyte 2015, Olympisches Gold 2012 Superschwergewicht
1. TYSON FURY - 212 PUNKTE
Aktueller linearer Weltmeister und der WBC, sowie Ring Magazine Champion
Der Gypsy King ist im Schwergewicht derzeit das Maß aller Dinge, das sahen auch unsere Teilnehmer so. Durch seinen Sieg gegen Wilder sicherte sich der lineare Weltmeister Anfang des Jahres sowohl den WBC-Titel, als auch den renommierten Ring Magazine Gürtel. Fury, der neben Wilder auch schon Klitschko entthronte, ist seit seinem Comeback 2018 nicht mehr zu stoppen. Das Kämpfen liegt dem Mann mit den irischen Wurzeln einfach im Blut. Um die ultimative Nummer Eins der Boxszene zu werden fehlt nur noch ein Sieg gegen Landsmann Anthony Joshua um endgültig alle Kritiker zum Schweigen zu bringen. Doch vorher wartet noch das Trilogie-Finish gegen den Bronze Bomber Deontay Wilder auf den Mann aus Manchester. Hier geht der lineare Weltmeister Fury als klarer Favorit ins Gefecht.
Größte Siege: Wilder 2020, Klitschko 2015, Chisora 2014+2011
An dieser Stelle nochmal ein fettes Dankeschön an alle die bei unserer ersten Umfrage mitgemacht haben!
TOE TO TOE ab jetzt immer Donnerstags um 21 Uhr auf dem Youtube Kanal von fight24.tv.
TOE TO TOE RUNDE 2 über die besten Schwergewichtler derzeit
Sehr empfehlenswertes Buch zum Thema Boxen: Über Boxen von Joyce Carol Oates
Quelle Titelbild: presscenter.premierboxingchampions.com
ROMAN HORSCHIG
Roman Horschig arbeitet mit absoluter Leidenschaft als Sportkommentator, Stadionsprecher und Moderator in ganz Deutschland. Mit seinem großen Enthusiasmus für den Sport macht er auch Ihr Event zu einem absoluten Erlebnis. Versprochen.
Reinhören und gleich anfragen:
Kategorien
- Ausblick (35)
- Boxen (39)
- Das nächste Level (13)
- E-Sport (10)
- Fußball (8)
- Gastbeitrag (1)
- Referenzen (1)
- Rückblick (3)
Neueste Beiträge
Archiv
- August 2024 (1)
- Juni 2024 (3)
- Mai 2024 (1)
- Februar 2024 (1)
- Januar 2024 (4)
- November 2023 (1)
- Januar 2023 (2)
- Oktober 2022 (2)
- September 2022 (2)
- Oktober 2021 (2)
- März 2021 (3)
- Februar 2021 (2)
- Januar 2021 (1)
- Dezember 2020 (1)
- November 2020 (5)
- Oktober 2020 (8)
- September 2020 (6)
- August 2020 (5)
- Juli 2020 (2)
- Juni 2020 (8)
- Mai 2020 (7)
- April 2020 (7)