„Eines Tages bin ich ein guter Boxer“ – Artur Beterbiev

Als Sportkommentator schnalze ich regelmäßig mit der Zunge, wenn Artur Beterbiev den Box-Ring betritt. Der russischstämmige Kanadier ist der letzte relevante Box-Weltmeister mit einer K.O – Quote von hundert Prozent und gilt als einer der besten Fausthelden weltweit pound-for-pound. Grund genug, den sympathischen und bodenständigen Athleten etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. In meinem heutigen Blog porträtiere ich den mehrfachen Weltmeister und sage auch, welchen Kampf ich mir als Sportkommentator im Halbschwergewicht unbedingt wünsche.

HARTE JUGEND

Artur Beterbiev wird am 21. Januar 1985 in Khasavyurt in Dagestan geboren. Er erlebt eine raue und kriminelle Kindheit in einem von Kriminalität geprägtem Umfeld. Straßenkämpfe sind an der Tagesordnung und der junge Artur bleibt diesen nicht fern. Zu seinem eigenen Glück bringen ihn seine Brüder früh im Alter von zehn Jahren zum Kampfsport. Aus seinem ersten Wrestling-Club fliegt der spätere Weltklasse-Athlet noch wegen Undiszipliniertheiten auf der Straße raus, doch als er sich dann dem Boxen widmet, fängt er ehrliches Feuer. Der junge Krieger kann sein heißes Temperament im Box-Ring abkühlen und sieht seine Zukunft vor Augen. Beterbiev entwickelt schnell ein knallhartes Trainings-Regime, was ihn noch heute auszeichnet. Langsam und beständig boxt sich der schlagstarke Russe nach oben.

OHNE KRÖNUNG

In seinem Land erobert er in Rekordtempo die Spitze und auch bei internationalen Turnieren sorgt der Ringheld für großes Aufsehen. Doch seine Welt- und Europameistertitel lassen ihn seinen großen Traum natürlich nicht vergessen: Gold bei Olympia! Beterbiev ackert wie ein Wahnsinniger für sein großes Ziel, durchläuft die klassische sowjetische Boxschule mit maximaler Disziplin. Doch bei seinen beiden allergrößten Turnieren will es einfach nicht klappen. 2008 verliert der Russe extrem umstritten gegen Zhang Xiaoping bei den Spielen in Peking und dann äußerst knapp gegen Oleksandr Usyk 2012 in London. Mit einer Amateurbilanz von 295-5, aber ohne die große Krönung entscheidet sich Beterbiev 2013 Profi zu werden.

KNAPPE NIEDERLAGE FÜR BETERBIEV GEGEN USYK

IM ANGRIFFSMODUS

Als Sportkommentator gibt es für mich kaum ein größeres Vergnügen als einen Beterbiev-Kampf zu sehen. Und das hat seinen Grund. Für seine Profikarriere geht er Fighter ins Risiko und siedelt über nach Montreal. Sein Ziel ist sein neuer Coach Marc Ramsey, bei dem der Russe seinen gesamten Stil noch feiner schleifen will. Der Power-Puncher legt bei den Profis los wie die Feuerwehr und steht bereits in seinem zwölften Gefecht in einem WM-Kampf. Dem Deutschen Enrico Kölling lässt er keine Chance und sichert sich 2017 den IBF-Titel. Ein erster ganz großer Triumph für den Olympioniken. Gegen den starken Deutschen zeigt Beterbiev alles was ihn im Ring auszeichnet und krönt seine starke Performance wie immer mit einem Knockout. Auch über sechs Jahre nach dem ersten WM-Titel ist der russische Ringheld der einzige(!) Topweltmeister mit einer Knockout-Ratio von hundert Prozent. Im renommierten Ring Magazine wird der ungeschlagene Fighter auf Rang fünf des pound-for-pound Ratings geführt, ich persönlich würde ihn noch ein bis zwei Ränge weiter oben sehen. Im Halbschwergewicht ist er die Nummer eins.

STETIGER DRUCK

Was den gebürtigen Russen im Ring vor allem auszeichnet, ist sein stetiger Druck nach vorne. Er ist kein One-Punch Knockouter wie beispielsweise Deontay Wilder. Eher bricht Beterbiev seine Gegner und schaltet sie dann gnadenlos in der Ecke oder an den Seilen aus. Dabei hilft dem Champion auch seine Fähigkeit von kurzen knallharten Schlägen. Sein Signature-Schlag ist seine Rechte über die Führhand seines Kontrahenten geschlagen. Doch auch sein Jab ist keinesfalls zu unterschätzen. Er schlägt ihn exzellent getimt und mit großer Härte. Im Moment ist der Halbschwergewichtler vielleicht der Dominanteste Boxer überhaupt auf dem Planeten. Durch seine russische Boxschule sind auch seine Fundamentals auf allerhöchstem Niveau.

HOHE DISZIPLIN

Seine körperliche Stärke hat auch mit seinem knallharten Trainingsregime zu tun, denn der Russe ist bereits 39 Jahre alt. Ein maximal edles Alter für einen Boxer, doch in seinem letzten Fight im Januar wirkte der Mann mit dem Killerinstinkt frischer denn je. Was auch mit seinem vielen Oldschool-Training zu tun hat. Der Mann aus Dagestan stemmt noch ganz klassisch hohe Gewichte. Neben dem Boxen kennt der Fighter aus Kanada nur seine Familie und seinen Glauben. Als Moslem lebt Beterbiev streng ohne Alkohol, seine Ernährung ist voll auf den Sport abgestimmt. Der Angriffsboxer ist eine gut geölte Maschine, die bisher von Sieg zu Sieg eilt. Und seine Schlagkraft ist so hart, dass seine Gegner ihn schon mit einem fahrenden Auto verglichen. Sein Leben außerhalb des Boxens ist nahezu unbekannt und Social Media ist die Sache des Artur Beterbiev eher nicht. Auch in Interviews gibt er sich gewohnt bescheiden und besonnen. Er lässt lieber Taten im Seilgeviert sprechen.

DREI TITEL

Doch nach dem frühen Gewinn des IBF-Titels muss sich Beterbiev auf seinem Ruhmesweg vorerst etwas gedulden. Doch knapp zwei Jahre später gelingt es ihm in einem hochklassigen Fight auch den WBC-Titel im Halbschwer zu erobern. In einer packenden Schlacht schlägt der 1,85 Meter große Fighter Oleksandr Gvozdyk und setzt ein sehr großes Statement. Im Jahr 2022 vereint er dann gegen den Amerikaner Joe Smith Junior drei Titel und sichert sich auch noch die WBO-Krone. Darauf folgen zwei packende Ringschlachten gegen die beiden besten englischen Halbschwergewichtler Yarde und Smith, die der Dreifach-König deutlich gewinnt. Nun fehlt nur noch ein Gürtel, um den Boxer Beterbiev zu vervollkommnen: Der WBA-Titel.

JEDER WILL DEN KAMPF – BETERBIEV VS BIVOL UM ALLE GÜRTEL!

LETZTER SCHRITT

Dieser wird von Beterbievs Landsmann Bivol gehalten, der ebenso wie der amtierende Dreifach-Weltmeister noch ungeschlagen ist. Das Duell der beiden Edel-Athleten liegt seit Jahren in der Luft, doch wurde nie realisiert. Im Vergleich zu Beterbiev ist Bivol ein reiner Techniker, der aber mit seinem Sieg gegen Canelo Alvarez ein riesiges Ausrufezeichen gesetzt hat. Durch den Einstieg der Saudis ins Box-Geschehen, scheint der Mega-Fight näher denn je. Als Sportkommentator fiebere ich dem Event maximal entgegen und kann mich in einer frühen Prognose nur allen Experten anschließen: Es sollte in brachial spannender 50:50 Kampf werden.

Doch so oder so hat Artur Beterbiev bereits jetzt Box-Geschichte geschrieben. Seine Bilanz bei den Amateuren ist nahezu unerreicht und bei den Profis sind seine Knockouts jetzt schon legendär. Um als einer der allerbesten Halbschwergewichtler der Boxgeschichte zu gelten, braucht er allerdings den Sieg gegen Bivol. Nur dann könnte jeder Box-Experte den russischen Krieger mit Fug und Recht sogar als den Besten aller Zeiten in seiner Gewichtsklasse bezeichnen. Ähnlich wie bei seiner Amateurkarriere fehlt dem Mann aus Dagestan noch ein Titel zur absoluten Krönung. Diesmal will er sich die Krone unbedingt aufsetzen.

Mehr zu meiner Arbeit als Sportkommentator im Boxen gibt es HIER.

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MAXIMALE ACTION AM RING – SHOWREEL SPORTKOMMENTATOR

ROMAN HORSCHIG

Roman Horschig arbeitet mit absoluter Leidenschaft als Sportkommentator, Stadionsprecher und Moderator in ganz Deutschland. Mit seinem großen Enthusiasmus für den Sport macht er auch Ihr Event zu einem absoluten Erlebnis. Versprochen.

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