Mit freundlicher Unterstützung von Tim Yilmaz und dem Mariposa Boxing Club in Sendling.

Superlativen sind im Sport nicht nur gern gesehen, die meisten Sportfans der Welt kriegen nicht genug davon. Sie sind das Heroin, dass die Sportwelt während der Corona-Zeit gebraucht hat. So weit hergeholt und schwierig die Vergleiche verschiedener Generationen oft sind, so sehr lieben wir sie als Sportfanatiker. Fakt ist, kaum eine menschliche Person wird so viel Weltruhm erlangen, wie einer der besten Sportler seines Fachs. Michael Jordan, Pele oder Wayne Gretzky. Jeder, der sich in seinem Leben jemals mit Basketball, Fußball oder Eishockey beschäftigt hat, kennt diese Namen. Gerade bei den Mannschaftssportarten gehören neben der eigenen überragenden Leistung auch starke Anführer Qualitäten zum Repertoire eines jeden All Time Great. Im heutigen Blog schauen wir allerdings auf einen anderen Sport. Einen Sport, der sich von nahezu allen anderen Sportarten dieser Welt grandios abhebt. Weil es bewusst darum geht seinen Kontrahenten zu verletzen und sich körperlich gegen ihn durchzusetzen. Es ist kein Spiel, sondern der Kampf Mann gegen Mann. The noble Art of Boxing ist eine brutale Kunst, die die Mengen seit jeher fasziniert. Im Ring bist du allein und es ist kein Teamkamerad ist da, der dich im Zweifelsfall retten kann. Das Adrenalin der Kämpfer springt bis auf die Zuschauermassen über, die nicht selten elektrisiert wie sonst kaum den Ort des Geschehens verlassen. Bleibt eigentlich nur noch eine wichtige Frage: Wer ist denn nun der GOAT im Faust Gefecht?

In früheren Zeiten hatten die Weltmeister im Schwergewicht, der Königsklasse des Boxens, einen ähnlichen Status wie der amerikanische Präsident. Und wenn man die illustre Geschichte des Faustkampfs zurückverfolgt, gibt es einige ganz große Namen auf der Liste der besten aller Zeiten. Doch wer ist nun der größte und beste Boxer der je nach den Regeln des Marquess of Queensberry im Schwergewicht gekämpft hat? Die Königsklasse des Boxens, auf die sich nahezu alle Aufmerksamkeit richtet (Andere große Kämpfer in leichteren Gewichtsklassen werden hier bewusst außen vor gelassen). Aus den Namen der ganz Großen ragen aus meiner Sicht zwei Boxer heraus: Joe Louis und Muhammad Ali. Der braune Bomber und der Größte. Zwei Boxer, die man in dieser Form niemals zuvor und auch niemals danach wieder gesehen hat. Zwei Ikonen des Sports, die bis heute unvergessen sind. Warum Louis und Ali für mich die Besten sind, wird aus diesem Artikel hervorgehen. Doch neben dieser Tatsache möchte ich vor allem herausstellen, wer denn der Bessere der beiden Ausnahmeathleten war.

Herzlich Willkommen bei GOAT: Joe Louis oder Muhammad Ali?

DER BRAUNE BOMBER

Joe Louis Box Rec | Joe Louis Buch

Meine Definition von Angst ist es, in einem Ring mit Joe Louis zu stehen und zu wissen, dass er früh nach Hause möchte. – Max Baer, ehemaliger Schwergewichtsweltmeister

Joe Louis wird am 13. Mai 1914 in La Fayette, Alabama geboren. Er wächst in bescheidenen Verhältnissen auf und seine Mutter ist stolz, dass sie ihrem Sohn Geld für Violine Stunden geben kann. Ein Freund überzeugt ihn dann aber, das Ersparte der Mama lieber in etwas Mannhaftes zu stecken: den Faustkampf. So kommt der junge Louis (erst heimlich) zum Boxen und überzeugt schnell mit seinem Talent. Erste Rückschläge in seiner Amateurlaufbahn steckt der schüchtern wirkende Joe schnell weg und boxt sich ganz nach oben auf Amerikas Box Thron. Auf die Teilnahme an den Olympischen Spielen 1936 verzichtet er allerdings, da die politische Situation in Berlin es für schwarze Boxer nahezu unmöglich macht faire Bedingungen zu erhalten. Mit einer überragenden Amateurbilanz von 53-3 wird Louis im Jahr 1934 Profi. Und er räumt die Seilgevierte auf, wie kaum ein Boxer vor ihm. Schnell ist er die schwarze Hoffnung und hat ganze Menschenmassen hinter sich, die ihn anhimmeln. Er ist das komplette Gegenteil des ersten schwarzen Weltmeisters Jack Johnson. Louis ist angepasst, höflich und der perfekte Schwiegersohn. Zumindest nach außen hin. Im Ring wirkt er wie ein Panther, der im richtigen Moment tödlich zuschlägt.

Im Boxring trifft Louis dann 1936 der erste Nackenschlag. Gegen den deutschen Max Schmeling muss der braune Bomber seine erste Niederlage als Profi hinnehmen. Louis ist zu diesem Zeitpunkt erst zwei Jahre Profi. Auch, wenn er kurz darauf die Schwergewichtskrone gegen den Cinderella Man James Braddock erobert, nagt dieser Rückschlag innerlich sehr an ihm. Und er bekommt die Chance ihn zu rächen. In dem vielleicht epischsten Gefecht der Boxgeschichte revanchiert sich Louis durch einen Knockout in der ersten Runde an seinem deutschen Widersacher. Trotz der großen Depression, sehen über eine Million Zuschauer den politisch aufgeheizten Kampf. Der braune Bomber ist ganz oben angekommen und bleibt dort eine Ewigkeit. Trotz einer langen Zwangspause während des Zweiten Weltkrieges verteidigt Louis seinen Weltmeistertitel 25 Mal ehe er sich 1948 zur Ruhe setzt. Sein Comeback, dass er nur aufgrund finanzieller Schieflage in Angriff nimmt, scheitert 1951 endgültig durch eine Niederlage gegen seinen legitimen Nachfolger Rocky Marciano. Louis beendet seine Karriere danach endgültig mit einer Bilanz von 66-3. Für viele Boxexperten ist Louis bis heute der größte Champion, der je einen Boxring betreten hat.

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DER GRÖSSTE

Muhammad Ali Box Rec | Muhammad Ali Buch

Es ist schwer demütig zu sein, wenn man so toll ist wie ich. – Muhammad Ali

Cassius Clay wird am 17. Januar 1942 in Louisville, Kentucky geboren. Der extrem extrovertierte junge Mann beginnt 1954 mit dem Boxen. In seiner Amateurkarriere legt er die beeindruckende Bilanz von 37-8 hin und krönt das Ganze mit seinem Sieg bei den Olympischen Spielen in Rom 1960 (Es gibt hundert verschiede Amateurbilanzen von Ali, diese hier ist die am meisten bestätigte, weiß Gott welche richtig ist). Ali, der einer sagenumwobenen Story nach seine Goldmedaille ins Wasser des Ohio River geworfen hat, wird danach umgehend Profi. In einem der größeren Upsets der Schwergewichtsgeschichte besiegt er 1964 den Champion Sonny Liston und wird zum ersten Mal Weltmeister in der Königsklasse. Der Speedy Gonzalez des Boxens nennt sich kurz darauf einfach in Muhammad Ali um und verweigert dann auch noch den Kriegsdienst in Viet-Nam. Diese unglaubliche heroische Tat führt dazu, dass Ali seinen WM-Gürtel nach einigen Titelverteidigungen niederlegt und erst nach drei Jahren gegen Joe Frazier die Chance erhält ihn zurückzuerobern. Im Fight of the Century erleidet Ali seine erste Niederlage als Profi und geht dabei auch noch auf die Bretter. Doch der 1,91 Meter große Mann kommt stärker zurück. In den nächsten Jahren besiegt er nämlich nicht nur Frazier, sondern holt sich auch seinen Titel im Rumble in the Jungle gegen George Foreman zurück. Ali verteidigt seine neue WM-Krone insgesamt zehnmal, um sie dann sehr überraschend gegen den mittelmäßig eingeschätzten Leon Spinks zu verlieren. Im Rückkampf besiegt Ali allerdings Spinks und wird so als erster Mann auf diesem Planeten zum dritten Mal Weltmeister im Schwergewicht. Doch Ali ist mittlerweile weit über seinen Zenit hinaus und nach zwei überflüssigen Niederlagen setzt sich der Boxerpoet 1981 mit einer Bilanz von 56-5 zur Ruhe. Für viele ist Ali bis heute der größte Boxer aller Zeiten und dient selbst der heutigen jungen Generation noch als Vorbild und Quelle von Motivation.

Credits to Mateusz M

DER VERGLEICH

So weit, so gut. Wie vergleicht man nun zwei Ringlegenden, die zu völlig unterschiedlichen Zeiten im Seilgeviert standen? Ich werde im Rahmen dieses Blogs drei unterschiedliche Kategorien herausstellen: Boxerischer Erfolg, Persönlichkeit und direkter Vergleich. Anhand dieser drei Kriteria vergleiche ich die beiden Schwergewichte. Wie die Lateiner sagen: Vir fortior vincat!

BOXERISCHER ERFOLG

Ja, ich habe große Angst. Ich habe große Angst, dass ich Schmeling töte. – Joe Louis

Der Name der Kategorie spricht für sich: Wer der beiden absoluten Ausnahmeboxer war am Ende aus boxerischer Sicht erfolgreicher? Hierbei werden verschiedene Dinge berücksichtigt: Länge der Regentschaft, Stärke der Gegner, die Art und Weise wie der Sieg errungen wurde. Dazu noch die Größe und Wertigkeit ihrer Kämpfe. Wobei natürlich am Ende immer der Sieg an sich das Entscheidende ist. 

In Sachen Länge der Regentschaft ist Joe Louis das Nonplusultra der Box Historie. Insgesamt 25 Titelverteidigungen am Stück, macht insgesamt elf Jahre und acht Monate. Davon vier Jahre im Militärdienst, in denen Louis in knapp hundert Exhibitions Fights kämpft. Ein Rekord vielleicht für die Ewigkeit. Wäre der Zweite Weltkrieg nicht dazwischen gekommen, wie viele Titelverteidigungen hätte der Braune Bomber dann? Wir können nur mutmaßen. Für alle Boxfans ein kurzes Experiment: Stellt euch mal bitte vor Anthony Joshua würde jetzt auf dem Zenit seines Könnes vier Jahre Pause machen. Klingt extrem krass? Joe Louis hat genau das getan und trotzdem 25 Titelverteidigungen! Muhammad Ali kommt auf insgesamt 21 Titelverteidigungen. Eine ebenfalls starke Zahl, allerdings während seiner drei Regentschaften. Seine längste Amtszeit als Schwergewichts Champion liegt bei drei Jahren und drei Monaten. Wenn man ihn auch während seiner Abstinenz als Champion sieht, dann kommt er auf knapp sieben Jahre an der Spitze. Auch Ali ist durch den Entzug seiner Boxlizenz aufgrund seiner Kriegsdienstverweigerung gehandicapt und verliert nahezu genauso viel Zeit seiner Prime Time. Doch die Zahlen lassen keine Fragen offen, Louis ist der konsistentere Boxer gewesen.

Ein Vorwurf, der an dieser Stelle häufig fällt ist, dass Louis seinen Titel nur gegen schwache Gegner verteidigt hat. Der “Bum of the Month” Club hat sicherlich einige überhaupt nicht illustre Teilnehmer gehabt. Hier allerdings mal eine Liste von Gegnern, gegen die Louis seinen Titel entweder verteidigt hat oder die er bereits vor seiner Regentschaft bezwungen hat: Primo Carnera, Max Baer, James Braddock, Max Schmeling, Billy Conn und Jersey Joe Walcott. Sechs ehemalige oder zukünftige Weltmeister, die der braune Bomber entweder sofort demontiert oder in einem Rematch deutlich in die Schranken gewiesen hat. Ali auf der Gegenseite wird immer eine Art heroische Gegnerauswahl nachgesagt. Er hat überall und gegen jeden geboxt, ist ein Satz, der häufig in den Raum geworfen wird. Doch ist das wirklich so? Ersteres würde ich zu 100 Prozent unterschreiben, ja Ali hat überall geboxt. In Deutschland gegen Karl Mildenberger, in Kanada gegen George Chuvalo, in England gegen Henry Cooper, um nur einige Auswärts Kämpfe zu nennen. Doch auch Ali hatte einige Gegner, die nicht zur Creme de la Creme des Boxsports gehören. Wenn man sich die Liste seiner stärksten Widersacher anschaut, kommt man auf folgende Namen: Joe Frazier, George Foreman, Sonny Liston, Floyd Patterson und Ken Norton. Vielleicht noch Cleveland Williams, Jerry Quarry und Ron Lyle. Alle anderen in seinem Ringresüme sind kaum besser, als die Gegner die Louis geschlagen hat. Nur Joe Frazier und George Foreman verdienen in der Nachbetrachtung das Prädikat: Besser als alle, die Joe Louis vor den Fäusten hatte. Wenn ich die Hand aufs Herz legen müsste, würde ich sagen, dass Ali die besseren Gegner hatte. Aber deutlich knapper, als das in aller Regel verglichen wird. Und ein entscheidender Faktor kommt noch dazu: Während Louis jeden zweifelhaften Sieg mit einem deutlichen Triumph untermauert hat, hat Ali gegen Joe Frazier und Ken Norton den Vergleich, wenn überhaupt nur hauchdünn gewonnen. Einer deutlichen Niederlage gegen Frazier im Fight of the Century folgt 1974 ein Punktsieg. Im Thrilla von Manilla, der vielleicht größten Ringschlacht aller Zeiten, ein hauchdünner Triumph. Gegen Norton wird bis heute diskutiert ob Ali überhaupt gewonnen hat. Bezieht man also neben der Stärke der Gegner auch noch die Art und Weise der Siege mit ein, ist das hier ganz klar ein Duell auf Augenhöhe.

Während seiner Karriere ist Muhammad Ali Teil der legendärsten Gefechte im Seilgeviert. Sein Mega Upset im 1964 gegen Sonny Liston, seine Niederlage gegen Joe Frazier im Fight of the Century und seine unglaubliche Leistung im Thrilla in Manilla ebenso gegen Frazier. Dazu kommt der Sieg im Rumble in the Jungle, dem für nahezu alle Fans größten Kampf Alis. Mit Worten ist die Größe und die Wertigkeit dieser Gefechte kaum zu beschreiben. Doch einem Duell in der Boxgeschichte müssen sie sich alle beugen: dem Gefecht 1938 zwischen Joe Louis und Max Schmeling. Das Duell der beiden Boxer wird nicht nur zum größten Sportereignis des Jahres, sondern auch zur politischen Auseinandersetzung. Hitler und Nazideutschland glorifizieren Schmeling und lassen ihn unfreiwillig als Vertreter der deutschen Herrenrasse antreten. Dagegen steht Joe Louis als schwarzer Boxer und Kämpfer für die freie Welt. Präsident Roosevelt lädt ihn eigens ins weiße Haus ein, um sicherzugehen, dass der braune Bomber weiss wie wichtig diese Aufgabe ist. Dazu kommt der Fakt, dass der deutsche Ausnahmeathlet Louis seine erste und bisher einzige Niederlage im Seilgeviert zugefügt hat. Der Druck und die öffentliche Wahrnehmung könnte größer nicht sein. Doch Louis hält stand und wie! Er demoralisiert Schmeling (der innerlich ein absoluter Gegner von Hitlers Politik war) und damit ganz Nazi Deutschland in der ersten Runde durch Knockout. Einen Sieg, den es in dieser Größe im Boxsport später nie mehr gegeben hat.

Muhammad Ali und Joe Louis sind die beiden erfolgreichsten Schwergewichte, die jemals einen Boxring betreten haben. Kein anderer Boxer war jemals Teil einer solchen Anzahl an großen Schlachten und hat sich gegen derart viele starke Boxer durchgesetzt. Diejenigen unter den Boxlegenden, die mehr Titelverteidigungen auf dem Zettel haben als Ali, haben dies zweifelsfrei gegen schwächere Gegner getan. Ein Larry Holmes beispielsweise hat ein deutlich schwächeres Ringresüme als Ali. The Greatest hat Maßstäbe gesetzt. Doch wie man es dreht und wendet, wenn man sich alles wirklich im tiefsten Detail anschaut, dann ist der Braune Bomber boxerisch der erfolgreichere Mann. Der 1,88 Meter große Louis steht Ali in keiner Kategorie nach und übertrifft den Olympiasieger von 1960 deutlich in Sachen Konsistenz. FAZIT VORTEIL LOUIS.

Credits to Rummys Corner

PERSÖNLICHKEIT

Als ich 12 oder 13 war, schenkte mir Ali ein Paar seiner Handschuhe. Sie waren innen voll Blut und meine Mutter hat sie weggeworfen. Es war das erste Mal, dass ich meine Mutter verflucht habe. – Mickey Rourke, Schauspieler

In vielerlei Hinsicht hat ein Mann den Weg für Louis und Ali geebnet. Oder auch nicht geebnet: Jack Johnson. Der erste schwarze Schwergewichts-Champion überzeugte boxerisch und rebellierte neben dem Ring gegen alles, was der weiße Mann zu bieten hatte. Er zeigt sich mit weißen Frauen, demontiert weiße Boxer und isst in weißen Restaurants, als ob es keine Rassentrennung geben würde. Er ist wahrscheinlich der Hauptgrund, warum Joe Louis sich das Image eines Saubermanns zulegen musste. Keine Fotos mit weißen Frauen, immer höflich und nett und vor allem angepasst. Louis, der hinter der Fassade ein ganz anderes Leben lebt, ist der erste schwarze Champion der auch von einem Großteil der weißen Menschen verehrt wird. Ali hingegen folgt eher Johnsons Vorbild und wird vielleicht noch mehr gehasst als der Galveston Giant. Mit 23 Jahren ändert er seinen Namen von Cassius Clay in Muhammad Ali und ist Zeit seiner Karriere umgeben von der Nation of Islam mit ihrem Anführer Elijah Muhammad. Ali folgt dessen Ideologien und verkündet immer wieder, wie stolz er ist schwarzer Moslem zu sein. Unter anderem beleidigt er auch Joe Louis als Onkel Tom, ein Ausdruck der damals für Schwarze verwendet wird, die sich bei den Weißen anbiedern. Eine Aussage, die falscher nicht sein könnte.

Louis ist der große Held der schwarzen Generation in Amerika in den Dreißiger und Vierziger Jahren. Er ist ein Schwarzer, der es geschafft hat, und zwar aus armen Verhältnissen an die Spitze. Dadurch wird er zum Vorbild für eine unendliche Menge junger Menschen und zum ersten schwarzen Sportstar in den Staaten. Als Louis später in der Armee dient, sorgt er dafür dass auch schwarze Soldaten bei seinen Kämpfen zu Gast sein dürfen. Er setzt sich stark für seine schwarzen Mitmenschen ein und ermöglicht vielen von Ihnen eine Offizierslaufbahn. Später, als seine Boxkarriere sich dem Ende zuneigt, revoltiert er gegen die Rassentrennung im Golfsport. Zu dieser Zeit dürfen Schwarze erstmals an offiziellen Turnieren teilnehmen. Louis tut einiges gegen die damalige Rassentrennung. Dazu wird er von Größen wie Nelson Mandela und Martin Luther Kind als Vorbild gepriesen. Gleichzeitig ist er die Marionette der US-Regierung und erfüllt Propaganda Zwecke. Fast ironisch ist es, dass später eben jene Regierung ihn tief finanziell bluten lässt. Louis hat seit seiner Nachkriegs Karriere eine hohe Menge an Schulden, die ihn noch Jahrzehnte später verfolgen. Er muss Jobs und auch noch zwei Boxkämpfe annehmen, die er unter anderen finanziellen Umständen niemals gekämpft hätte. Auch als Vater hat Louis nicht den besten Ruf. Er stirbt relativ verarmt im Alter von 67 Jahren aufgrund starker Krankheit in Las Vegas.

Muhammad Ali ist wohl DIE Sportikone überhaupt. Übergroß und vergöttert, kommt man einfach nicht am Mann aus Louisville vorbei. Wenn man ein Highlight-Reel von Ali auf Youtube anschaut, könnte man meinen er ist die Definition eines modernen Helden. Und das ist er. Ein Held, der gleichzeitig ein Mensch mit Schwächen ist wie wir alle. Ali benennt sich mit 23 Jahren von Cassius Clay in Muhammad Ali um. Er tritt zu diesem Zeitpunkt der Nation of Islam bei und vertritt deren radikalen Ansichten. Seite an Seite mit Malcom X und dem Führer der schwarzen Moslems Elijah Muhammad wird er zum schwarzen Bürgerrechtler, der öfter über das Ziel hinaus schießt. Ali kennt keine zwei Meinungen mehr. Vielleicht schlummert eine tiefe unsichtbare Unsicherheit im großen Champion, wir wissen es nicht. Doch Ali folgt dem Kult. Was ihn natürlich, genauso wie Louis, zu einem Helden für eine ganze schwarze Generation macht. Zu einem ganz anderen Helden wird er, als er die berühmten Worte: Ich habe kein Problem mit dem Viet Cong! ins Mikrofon spricht. Ali verweigert den Kriegsdienst und bringt dafür das größtmögliche Opfer: Drei Jahre ohne Boxen und der Verlust seines WM-Gürtels. Zuerst von einem Großteil der Öffentlichkeit dafür gehasst, doch dann wandelt sich das Bild später. Als das amerikanische Volk erkennt, wie sinnlos der Vietnamkrieg ist, wird Ali zum übergroßen Helden. Unvergessen die Menschenmassen, die ihn bei seinem Kampf in Zaire folgen. Er ist ein König, innerhalb und außerhalb des Rings. Gleichzeitig wirkt er oft wie eine Marionette der Nation of Islam, ähnlich wie Joe Louis bei der US-Armee. Er ist ebenso kein guter Vater und schlägt vor allem mit seinem Trash Talk sehr häufig über die Stränge. So beleidigt er Joe Frazier aufs absolut Übelste und nennt sogar Joe Louis einen Onkel Tom. The Greatest stirbt im Alter von 74 Jahren an Parkinson in Scottsdale.

Sowohl Joe Louis, als auch Muhammad Ali sind riesengroße heldenhafte Persönlichkeiten. Ihre Schattenseiten, die jeder Mensch hat, verschwinden vor allem bei Ali oft hinter dieser Übergröße. Mit seiner Kriegsdienstverweigerung hat Ali ein absolutes Zeichen gesetzt, was Louis im Vergleich oft vorgehalten wird. Doch man kann wohl schwer den Kampf gegen den Dämon Hitler mit dem Vietnam Krieg vergleichen. Sowohl Ali, als auch Louis, haben sich unglaublich für die Schwarze Rechte eingesetzt. Jeder auf seine Art und Weise. Die beiden waren Vorbilder für eine Generation, und selten als Vater für ihre eigenen Kinder präsent. Sie waren in gewisser Weise Marionetten einer übergroßen Organisation: der US-Regierung und der Nation of Islam. Beide Boxer sterben relativ jung an schwerer Krankheit. So verschieden die beiden Athleten sind, so ähnlich ist ihre Geschichte außerhalb des Rings. Insgesamt muss sich Louis trotzdem Alis unglaublichem Charisma geschlagen geben, wenn auch hauchdünn. FAZIT VORTEIL ALI.

Credits to Ilias Khidir

DIREKTER VERGLEICH

Ali ist ein großer Kämpfer, aber er macht zu viele Fehler. – Joe Louis

Was gibt es schöneres oder schlimmeres als einen direkten Vergleich zweier Boxer, die in unterschiedlichen Generationen ihr Können gezeigt haben? Ali und Louis fallen hier nicht aus der Reihe, es ist sogar vielleicht das faszinierendste Fantasy Match-Up der Schwergewichtsgeschichte. Klingt vielleicht krass, ist aber so.

Unbestritten sind Alis höhere Geschwindigkeit und seine höhere Anpassungsfähigkeit an Alter und Gegner. Während Louis seinen Kampfstil während eines Gefechts nur selten adjustierte, änderte The Greatest immer wieder seine Taktik im Ring. Dazu kommt Alis unglaublich schnelle Beinarbeit. Ali hatte außergewöhnliche gottgegebene Reflexe und ein sehr starkes Kinn. Als Beispiel warum Ali Joe Louis auf jeden Fall bezwungen hätte, werden immer wieder die Duelle des braunen Bomber mit Billy Conn herangezogen. Billy Conn, ein Hall of Famer im Halbschwergewicht, stellt Louis in deren Gefechten mit seiner Beinarbeit und Schnelligkeit vor eine ganz große Herausforderung. Beinahe hätte er Louis seine zweite Profiniederlage zugefügt. Wenn schon ein Billy Conn so nah an einen Sieg herankommt, was hätte ein Muhammad Ali getan? Ein Mann, größer, schwerer und wahrscheinlich sogar noch schneller als Conn.

Auf der Gegenseite stehen allerdings auch einige Argumente, unter anderem ein ganz großes mit dem Namen Joe Frazier: Smokin Joe bezwingt einen Ali im Alter von 29 Jahren deutlich. Die Sache ist nur, dass Joe Louis nicht nur ein deutlich stärkerer Puncher war als Frazier, wahrscheinlich war er auch schneller. Ali hat immer Probleme mit guten Jabbern gehabt, siehe seine Duelle mit dem starken Ken Norton. Der Jab von Joe Louis ist einer der stärksten in der gesamten Box Historie. Fein und präzise wie ein Schweizer Messer. Vor allem die Geschwindigkeit in Louis Händen hätte Ali vor Probleme stellen können. Louis wäre in der Lage gewesen Alis Schwächen in der Defensive zu offenbaren und auszunutzen. Alis oft hochgelobter Anpassungsfähigkeit steht der braune Bomber im Großen und Ganzen in Nichts nach. In Rematches ist seine Bilanz nicht umsonst 10-0. Louis war ein Knockouter, cool wie eine Assasine mit absoluten Dampfhämmern in beiden Fäusten.

Muhammad Ali hätte wohl so seine Schwierigkeiten mit Joe Louis gehabt. Der starke Jab, die Geschwindigkeit in den Schlägen und die Coolness des braunen Bomber hätten zu einem vermutlich epischen Duell auf Augenhöhe geführt. Ganz ehrlich, wenn man die beiden Legenden in Ihrer Prime ins 21. Jahrhundert beamen könnte, wer würde nicht den pay-per-view zahlen? Insgesamt glaube ich, dass Muhammad Alis große Geschwindigkeit vor allem in den Beinen, ihm den Sieg gebracht hätte. Dazu kommen Vorteile in Größe und Reichweite. Im direkten Vergleich gilt also das FAZIT VORTEIL ALI.

Credits to Gatto Volante

FAZIT

Ich habe Joe Louis immer damit aufgezogen, dass ich der Größte bin. Aber Joe Louis war der größte Schwergewichtsboxer der Geschichte! – Muhammad Ali

Und wo stehen wir jetzt in unserer Gesamtbetrachtung? Bei einem leichten Vorteil für Muhammad Ali. Fakt ist: Es passt kaum eine Haaresbreite zwischen die beiden größten Schwergewichts-Champions aller Zeiten. Wen überrascht das? Sowohl Louis, als auch Ali haben Ihre Ära geprägt und dominiert. Ali kämpfte hier in einer etwas stärkeren Generation an Schwergewichtsboxern, dafür fuhr er auch die knapperen Siege ein. Für ihre sportliche Leistung hätten beide eine Statue verdient. 

Wer wirklich der Bessere für mich ist?

Schaut die neue Folge TOE TO TOE mit Stargast und Autor David Pfeifer und Ihr bekommt eine Antwort, die sich gewaschen hat.

TOE TO TOE ÜBER DIE BEIDEN IKONEN

Credits to TOE TO TOE | Mariposa BC | Fight24.tv | Gym Yilmaz | Basecamp München | David Pfeifer

Bücher von David Pfeifer: Max Schmeling | Schlag weiter Herz

ROMAN HORSCHIG

Roman Horschig arbeitet mit absoluter Leidenschaft als Sportkommentator, Stadionsprecher und Moderator in ganz Deutschland. Mit seinem großen Enthusiasmus für den Sport macht er auch Ihr Event zu einem absoluten Erlebnis. Versprochen.

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